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Spektr: Near Death Experience

Stil: Black Metal

Cover: Spektr: Near Death Experience

Nichts gegen Störgeräusche – nur sollte da auch irgendetwas vorhanden sein, das man stören könnte. Spektr haben nicht nur ein e vergessen, sondern auch die Musik. Ihre ineinanderfließenden Geräuschkulissen tragen medial inszeniert zur Rohstoffverschwendung und Marktüberflutung bei. Es ist ein schlechter Witz, dass ein relativ respektables Label wie Candlelight solchen Unfug als innovativ und extrem feilbieten muss: Billigste Black-Metal-Versatzstücke im kärglichen Soundkleid, vermengt mit unidentifizierbarem Lärm, Kratzen und Zetern – dies alles umgesetzt mittels minimaler künstlerischer Fertigkeiten. Welches Bild hat man in den Büros der Plattenfirmen von seiner Zielgruppe, wenn man ernsthaft glaubt, ihr dies als visionär andrehen zu können? – und wie verkommen sind die Erzeuger dieses Drecks, wenn sie für dessen Abnahme Geld ernsthaft einfordern? Das Schlagzeug ist manchmal Genre-untypisch gespielt, oder besser programmiert, aber das rechtfertigt noch lange keinen Vergleich mit Noiserock-Ikonen von Swans bis Neurosis. Gleiches gilt für das Ablassen von durchschaubaren Songstrukturen – in Spektrs Fall sind nicht einmal welche vorhanden – als Legitimation von Progressiv-Verweisen gen Emperor. Toller Videoanhang auch: fast nur schwarzer Schirm, ansonsten grobkörniges Aufflackern von Zerstörung und schwarz-weißen Industrielandschaften die – man muss es eingestehen – recht gut mit dem Krach der Band synchronisiert wurden. Zu dumm nur, dass Teile des Films nur aus dem weißem Rauschen bei der Kanaleinstellung eines Fernsehers bestehen. Ehrlich, ich habe auf Bilder aus einem Konzentrationslager gewartet, doch die waren für dieses pseudo-ambitionierte und –provokante Werk wohl doch zu vorhersehbar...Wahlweise beklemmend oder zum Sich-Klemmen. Wenigstens bei den vorbeifliegenden Hexen auf Besen habe ich kurz gelacht.

All dies ist weder morbide, noch tiefgründig – eher ein Zeichen einer moribunden Szene und deren Abgründigkeit, aus ihrer Inkompetenz heraus Sachen wie Spektr zu dulden. Schon scheiße, wenn man mit innerhalb limitierter Stilgebung Avantgarde sein möchte. Man wünscht diesen armen Gestalten nicht bloß eine Nahtoderfahrung.

FAZIT: Ein TV-Testbild anzuschauen ist billiger und beruhigt.

Punkte: 1/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008

Tracklist

  1. The Violent Stink of Twitching Terror
  2. Astral Decent
  3. Climax
  4. Phantom Reality
  5. Visualization
  6. Whatever the Case May Be
  7. Disturbing Signal
  8. Union Mystica His Mind Ravaged, His Memory Shattered
  9. The Near Death Experience

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Candlelight/Soulfood

  • Spieldauer

    47:21

  • Erscheinungsdatum

    2006

© Musikreviews.de