Sowohl die selbst erwählte Stilbezeichnung, der plakative Name des Neulabels, als auch der als Stilmittel missbrauchte Warnhinweis auf ganz doll fiese Lyrics auf dem Cover (oder ist das jetzt überall Vorschrift...?) lässt vorab kaum einen Zweifel über das auf „Shining“ Intonierte aufkommen.
„Tribal Metalcore“ will diese siebenköpfige Truppe aus Italien also spielen. Die Techno-Beats zu Beginn offerieren zwar gar Schlimmeres, aber letztendlich kommt diese selbstgeschnitzte Schublade zur genregerechten Lagerung hin. Eigentlich wird hier jedoch fast alles verrührt, was momentan und in den letzten Jahren im Hartmusiksektor gerade so angesagt war und ist.
Auf „Shining“ wird daher in erster Linie das Thrasherherz befriedigend gerifft und hasserfüllt gekeift, dazu noch gescratcht und mit diversen Soundelementen experimentiert, und das fehlende Puzzlestück des Stilbanners erweist sich dann als beigemischte, überdeutliche SOULFLY-Huldigung durch den Percussionisten.
Dies hört sich jetzt nach mächtig viel Abwechslung an, ist es überraschend- und enttäuschenderweise aber nicht. Erstens werden die verschiedenen Elemente einfach zu einfältig und auf vielfach gehörte Weise zusammengesetzt und zweitens (und noch schwerwiegender) brüllt der bzw. die Sänger hier vieles kaputt. Klar muss in diesem Genre aggressiv geshoutet werden, aber das geschieht hier meist viel zu monoton und ist mir meist auch zu nahe am Death Metal bzw. gegen Ende der Scheibe auch mal mittendrin. Für die gesangliche Abwechslung müssen daher die cleanen Gesangspassagen oder auch die Rap-Anteile sorgen – und die werden dann ohne große Eigeninitative nach bewährten und viel gehörtem Nu-Metal-Muster eingesetzt.
Unterm Strich bleibt dann ein Gesamtwerk, das sich bei vielen populären Stilen bedient, ohne diese im Gegenzug mit eigenen Neubeiträgen anzureichern. Szenegrößen wie SEPULTURA, PANTERA, LINKIN PARK, SLIPKNOT, LIMP BIZKIT, erwähnte SOULFLY, sowie diverse derzeit (noch) erfolgreiche Metalcorehelden (die aber mehr als Hehler) sind berechtigt, einen Diebstahlsverdacht anzuzeigen.
Ich weiß nicht, ob TASTER´S CHOICE im Heimatland stilistisch ein Novum darstellen, dafür bin ich mit der Szene nicht ausreichend vertraut, aber international wird man mit diesem Gebräu kaum noch einen Blumentopf gewinnen, dafür fehlen einfach die interessanten Grooves oder der ein- oder andere markante Refrain zum mitbrüllen. Das Meiste bleibt hier im (bereits bekannten) Ansatz stecken, auch nach diversen Durchläufen vermag ich keinen Song zu entdecken, der hier aus dem Mittelmaß hervorsticht; alles irgendwie „na ja, nicht schlecht“ , aber nichts „oho, echt cool“. So bleibt man leider nur einer der vielzähligen Nachahmer.
FAZIT: Metalcore aus Italien, so unoriginell wie mittlerweile die Stilbezeichnung selbst. Wenn man die Vorreiter und Originale sowie selbst deren Kinder noch nicht im Übermaß in sich aufgesogen hat, was heutzutage allerdings fast auf ein Eremitendasein schließen lässt, kann man vielleicht noch seine Momente aus „Shining“ herausholen.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.01.2008
Mattia Biagini
Daniele Nelli, Marco Bassini
Simone Fiori
Pietro Marsili
Francesco Tonatini (percussions), Fabrizio Pagni (electronics/samples)
Nu Metal Recordz/Shark Records
40:26
2006