Vieles bei TEETH OF THE HYRDA schreit nach Hipster Metal, jenem Industrie-gemachten Genre, das in Amerika halbgaren Indie oder Hardcore unter dem reinmetallischen Banner andrehen möchte. Neben Kemado sind Tee Pee das führende Label – höre auch Witch oder Kalas. Die US-Band wird als „70s Black Metal“ bezeichnet und verleiht ihrer späten Gründung um 2002 mehr Authentizität, indem sie stylische Einflüsse wie Amebix oder Celtic Frost nennt. So weit, so gut, und gewissermaßen passt dies auch. Mitunter rangieren sie ihren schweren Sound dadurch in die Gefilde von Mastodon, jedoch ohne deren Witz und Prog-Affinität. Dafür gibt es ein prätentiöses Wikinger-Konzept mit viel Naturgewalt, was sicher ganz ungewollt an die Moby-Dick-Verarbeitung auf „Leviathan“ erinnert.
Musikalische Taten folgen den verkrampften Pressetext-Worten zwischen ruppigem Uptempo und Zähigkeit – Ersteres mit einer Nähe zu Crowbar oder Venom, Letzteres mit Stoner-affinen Riffs oder in der Tat Celtic-Frost-Abgründigkeit, vor allem hinsichtlich des sehr brutalen Gitarrensounds. Instrumental wie gesanglich äußern sich Melodien meist eher subtil in halbverständlichem Grölen und recht unbequemen Gitarrenharmonien. Der verwaschene Gesamtklang begünstigt dieses eher Angedeutete als Konkrete; weite Teile der Scheibe kranken letztlich genau daran: „Our Strange Man“ gerät nach dem treibenden Opener
Wenig greifbar und zeigt mit schrammeligen Post-Rock-Gitarren die Unentschlossenheit des Trios. Intellekt und Metal-Sau vereinen sie nicht überzeugend, zumal es mit ihrem Spielwitz, abgesehen von einigen gar nicht schlechten Leads und Soli, nicht weit her ist.
Cathedral haben auf „Endtyme“ ähnlich schwierig zu fassende Musik gemacht, allerdings konsequent und mit Absicht. TEETH OF THE HYRDA aber verweigern sich den Hooks nicht – sie bekommen sie erst gar nicht auf die Reihe. Ihre guten Ideen gehen entweder in manierierten oder zu bruchstückhaften Arrangements unter. Zu Begin von „Voices Of Conus“ werden Akustikgitarren an-, aber nicht mehr zu Ende gedacht; „Nine Heads“ kommt ewig nicht in Fahrt und rechtfertigt das Warten auf die abschließende Lärmigkeit nicht; „Narsaq“ ist ein langweiliges Instrumental mit ebenso wenig Zugzwang wie die beiden es einrahmenden Rocker „Eruptin“ und „Purgatorium – Hier geht es um Referenzen an alte Helden, doch der Vibe stellt sich nicht ein, geschweige denn eine eigene Note. Die klare Ausnahme unter all diesen Unschlüssigkeiten und das beste Stück ist paradoxerweise das längste: „The Garden Of Rotten Teeth“ spielt mit Monotonie und Dynamik. Ein deutliches Leitmotiv führen die Clean-Gitarren über zehn Minuten durch, und der Refrain sitzt. Der Sprechgesang wirkt im Gegensatz zum oftmals stereotypen Brüllen regelrecht cool – Tom Warrior auf dem Sabbath-Trip...
Die Gruppe kann nichts dafür, dass ihr Label sie als der Weisheit letzter Schluss anpreist. Auch wenn die Herren nicht unbedingt Jungspunde sind, hören sie sich ähnlich unausgegoren wie juvenile Debütanten an. Ausbaumöglichkeiten haben sie, wenn sie am Songwriting arbeiten und das Geschrei abwechslungsreicher gestalten - Ansonsten nicht viel Neues zwischen Toughness, Roots-Besinnung und schlecht kanalisierter Kreativität.
FAZIT: TEETH OF THE HYRDA spielen rohen und am Extrem-Metal orientierten Heavy-Groove-Sound im Sinne der im Review genannten Gruppen, jedoch nicht mit deren Klasse. Bitte am Ball bleiben und sich nicht von Werbestrategen auf die Schlutern klopfen lassen, welche etwaige Großtaten noch nicht tragen können.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.01.2008
Matt Bailey
Matt Miner
Matt Miner
Jamie Stillman
TeePee/Cargo
51:03
2006