Nach kurzem Abstecher mit dem letzten Album „Return To Evermore“, ist das Ziehkind vom britischen Melodienmeister Gary Hughes also wieder bei Frontiers Records gelandet - wo es stilistisch auch nicht besser aufgehoben sein könnte.
Auch auf dem achten Studioalbum in der zehnjährigen Bandgeschichte, in deren Verlauf sich Hughes ja auch noch die Zeit für sein aufwändiges, zweiteiliges Konzeptwerk "Once And Future King“ genommen hat, stehen zehn überwiegend wieder im AOR verwurzelte Songs, bei denen trotz der Stilbezeichnung der Hardrock meist nur eine ergänzende Nebenrolle einnimmt.
Das Album - obwohl der Titel darauf hindeutet übrigens kein Konzeptwerk - beginnt im Intro instrumental verträumt, wechselt dann ins orchestral-dramatische, bevor die weiche Stimme mit Beginn des ersten Songs die Atmosphäre beruhigt und durch ihre Präsenz auch im weiteren Albumverlauf fast von der kompositorischen Tiefe ablenkt. Das Songwriting des Hausherrn präsentiert sich nämlich gewohnt umfangreich und teils ausufernd orchestral arrangiert wie beim erwähnten 12-minütigen Opener oder dem ebenfalls zweistelligen, mit packendem Gitarrenpart versehenen „Hallowed Ground“. Vielen Songs wird jedoch durch den überwiegend entspannten, geradlinigen Gesang doch etwas an Spannung genommen, da dieser für den gebotenen Bombast häufig zu weich und kantenfrei wirkt. Okay, das Problem hatte ich mit den älteren TEN-Scheiben teilweise auch und für manchen Fan mag das genau die erwartete, glückselig machende Mischung sein.
So sehe ich das Problem der eigentlich guten Scheibe tatsächlich in der Überlänge der einzelnen Kompostionen, sind diese trotz ansprechender und komplexer Instrumentierung doch durchweg eingängig und insgesamt dann zu gleichartig, um die Spannung über die ganze Länge hochzuhalten. Gerade bei den balladesken Songs kommt daher doch schnell mal Langeweile auf. Als negatives Beispiel sei hier „This Heart Goes On“ genannt, das mich gar stark an alte Peter-Maffay-Schmachtfetzen erinnert. Auch das daran anschließende „Oblivion“ ist mir zumindest im Refrain zu schunkelig poppig.
Dennoch: gute Hooks, sehr harmonische Gesangslinien und Ohrwurmmelodien gibt es auch diesmal wieder zur Genüge. Und tatsächlich sind es die schnelleren, rockigeren Stücke wie „The Chronicles“ oder „Tourniquet“, die am meisten begeistern können. Spätestens wenn die Gitarristen von der Leine gelassen werden, erwacht nämlich auch das Rockerherz; auch wenn die Freude durch den breiigen Sound ein wenig getrübt wird, da die Gitarren für meinen Geschmack bisweilen gerne etwas lauter hätten sein können.
Ich weiß nicht genau, woran es liegt, aber trotz aller weiterhin bestehenden Vorzüge bleibt man beim Hören der letzten Alben der Briten doch irgendwie ein wenig enttäuscht zurück. Entweder ist die Auswahl gleichwertiger Bands inzwischen zu groß geworden oder man erwartet in Gedanken an die Bandklassiker mittlerweile einfach zu viel vom Namen TEN.
FAZIT: „The Twilight Chronicles“ bietet typische TEN-Qualität, die trotz aller episch ausufernden Arrangements inzwischen etwas zu vorhersehbar und überraschungsfrei geworden ist. Unterm Strich daher souveräne Melodic-Kost, aber von den Bandhöhepunkten doch eine ganze Ecke entfernt.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Frank Basile
Gary Hughes
Chris Francis, John Halliwell
Paul Hodson
Frontiers Records
73:45
2006