In Holland und Frankreich tut sich etwas: hatte das französische Label mit seinen Landsleuten Goijra zuletzt eine originelle Gruppe am Start, kommt nun das neue Album des Sechsers aus dem Nachbarland über die aufstrebende Firma. Und Textures sind bei Listenable mit ihrem vertrackt-modernen Metal gut aufgehoben.
Vordergründig setzt man auf Rhythmusvariation, während die Melodien vom Keyboard gestellt werden, bzw. Gitarrenharmonien und gebrochene Akkorde - häufig unverzerrt - die wuchtigen Riffs ausstaffieren. Die Verpackung des Ganzen ist ein unheimlich klarer und luftiger Sound, der die Devin-Townsend-Assoziationen rechtfertigt. Diese sind bereits im zweieinhalbminütigen Opener anzutreffen. Der Gesang tendiert eher in die Richtung, die man gemeinhin mit Metalcore assoziiert, doch Gitarren und Drums lassen Nuancen aufblitzen, die auf eine differenziertere Herangehensweise der Band an ihre Musik deuten.
Das Keyboard im ersten "richtigen" Song ist leise im Mix, ohrenscheinlich daher eher der ständig vom Schlagzeuger verschleppte Rhythmus. Ein ausgedehnter Teil mit klarem Gesang lässt zunächst an pathetischen aktuellen US-Metal denken, doch Textures wenden nicht dessen durchschaubares Schema (hymnischer Refrain, aggressive Strophen) an, sondern führen das Stück damit in eine vollkommen andere Richtung; außerdem ist Kaalsbeek weniger limitiert als etwa die Kollegen von Killswitch Engage oder Shadows Fall, wie sich im weiteren Hörverlauf herausstellen wird.
Zunächst offeriert "Illumination" jedoch Pantera Bending-Riffs und Doublebass im oberen Tempobereich. Statt eines Solos setzt man hier und später auch anderswo melodische angezerrte Saitenklänge ein, um das deftige Rhythmusgerüst nicht zu monoton zu gestalten (was etwa Meshuggah noch nicht verstanden haben oder kapieren möchten). Harmonisches Tastenstreicheln überführt in das ausschließlich gesungene Intermezzo "Stream Of Consciousness", ehe eine längere Morsealphabet-Session startet - Straighter Thrash im Mittelpart und gemäßigte Blasts machen "Upwards" zum heftigsten Stück der Scheibe. Mit geschmackvoller Gitarrenarbeit empfiehlt man sich ferner den Anbetern technisch-melodischen Death Metals.
Ozeanisches Synthie-Rauschen als Kontrastprogramm: "Millstone" ist der sanfte Track der Scheibe mit cleanen Pickings und perkussivem Schlagzeugspiel ohne Bassdrum sowie den wunderbaren Melodylines ders Sängers. Erst gegen Ende baut man Spannung auf, und die gesamte Gruppe steigt mit ein. Anspieltipp!
Die beiden nächsten Stücke verfolgen dann wieder die gehabte Linie ohne abzufallen. Allerdings ist die ständige Umkehrung von Taktarten auf Dauer ermüdend und vorhersehbar.
Zum Ende hin drehen Textures noch einmal auf, mit acht Minuten "Touching The Absolute" und jazziger Lead- und Solosektion sowie gelungenem Spannungsaufbau bis zum instrumentalen Ausklang der CD, der musikalisch an den Opener angelehnt ist. Einzig ein richtiger Hit wäre noch wünschenswert gewesen, aber auch so ist "Drawing Circles" nachhaltig.
FAZIT: Intelligente Band, die sich nicht anbiedert und stattdessen mit Songstrukturen expermentiert, handwerklich beschlagen ist und modern, aber nicht zeitgeistig klingt. Eine sehr gute Produktion rundet eindurchweg empfehlenswertes Album ab - auch für Freunde von Fear Factorey bis zu den erwähnten Trendbands: nur besser.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Dennis Aarts
Eric Kaalsbeek
Jochem Jacobs, Bart Hennephof
Richard Rietdijk
Stef Broks
Listenable/Soulfood
48:24
2006