Auf „Progression in Balance Vol. 2“ stellt das kanadische Prog Label zwölf seiner Bands vor und bietet damit eine gute Gelegenheit, in den qualitativ eher hochwertigen Bandkatalog reinzuschnuppern.
Hier eine kleine Auswahl …
TALISMA legen mit „Leviosa“ eine fünfminütige Retro-Instrumentalorgie vor, die neben verrückten Soundwirrnissen dennoch eine Menge Struktur vorweisen kann, mal rockig knallt und dann plötzlich mit fast spanischem Temperament in die Vollen geht – es sei hier mal STEREOKIMONO als ungefährer Anhaltspunkt gennant.
KAOS MOON serviert „Eternal Light Avenue“, das mit eingängigem Gesang, schwerfälligen orientalischen Klanggemälden, feinem Sitarspiel und schleppenden Rhythmen begeistert und danach in hektische Bassläufe, überzogen von cleanen Gitarrenmelodien und glockenhellen Pianotrillern, übergeht.
„Abandon“ von NIL ist schwerere Kost: Weiblicher, französischer Gesang mit Hang zum Chanson, mal zurückhaltend jazzig, dann wieder schroff und sperrig, dunkel und angeschrägt … plötzlich dann wieder Stille, in die sich der heilsam ruhige Gesang behutsam einmischt. Seltsam, aber gut.
LITTLE KING bietet dann wieder leichtere Kost – das ist fast schon mainstreamiger Pop/Rock – tut nicht weh, macht aber auch keinen Spaß.
PARALLEL MIND lassen in „The Guardian“ mit klassischer Prog Ausrichtung rein instrumental den Bass grooven, spacige Abschnitte verbreiten Joint-Feeling und klares Piano perlt über die mathematischen Taktspielereien und Breaks mit moskitoartiger Penetranz.
DIMENSION X machen Prog Metal irgendwo in der Schnittmenge aus (softeren) SYMPHONY X und SHADOW GALLERY (minus Schmalz) – ein wenig theatralisch und hymnenhaft mit analogen Synthies statt künstlichen Orchester-Tupfern.
UPRIGHT zelebrieren ein wenig dudelig Jazzrock / Fusion Taktakrobatik mit Saxophon direkt aus New Orleans und Bassläufen, die einerseits so verknotet sind, daß es dem Techniker eine Freude ist, andererseits aber gleichzeitig ansprechend zur Melodiebildung beitragen. Muß halt seine Zielgruppe finden.
RING OF MYTH wildern vielleicht ein wenig bei YES, machen ihren Job aber recht gut – der etwas dünne, beinahe nölige Gesang nervt komischerweise nicht, bringt nicht nur Harmonie, sondern auch grelle, schrille Momente, was zusammen mit der stellenweise aggressiven RetroProg Instrumentierung (die Synthies dröhnen so spitz, daß es fast weh tut) gut passen will.
HAMADRYAD sind in Szenekreisen nicht mehr gänzlich unbekannt. „Alien Spheres“ schwebt passend zum Titel locker, luftig, leicht aus den Boxen – orientiert sich in seinen psychedelischen Passagen aber auch an den alten Meistern.
FAZIT: Interessanter Überblick, was das kleine kanadische Prog Label UNICORN DIGITAL zu bieten hat. Neben den frisch gesignten PICTORIAL WAND (leider nicht auf dem Sampler vertreten) harrt noch die eine oder andere Perle ihrer Entdeckung.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.01.2008
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Unicorn Digital
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