Offizielle Veröffentlichung eines angeblich seiner Zeit vorausgreifenden Albums...ist die Welt nach vier Jahren nun also bereit für diese italienische Version von Black Metal? - künstlerischer Anspruch, Suizid-Ästhetik in Artwork und Lyrics (auch auf Deutsch), mittlerweile aufgelöste Band mit neuer Inkarnation, die ohne Label arbeiten möchte und all der Fez ... Die Zielgruppe weiß Bescheid.
So kann´s kommen, wenn man unvorsichtigerweise ein schwarz-weiß gestaltetes Album in den Player wirft - die Sonne ist nach der noisigen Einführung mit Todesschreien und Abschluss durch italienischen Singsang jedenfalls verschwunden. Die Gitarrenschichten (angeblich bis zu acht) kreieren regelrechte Kulissen, in denen Melodien oftmals nur wie winzige Farbnuancen erscheinen.
Die Drums halten sich überwiegend an übliche Genre-Formalismen, liefern aber auch auffallend viele Doublebass-Passagen. Inwieweit sie echt sind, ist vor allem angesichts des durch den Filter gejagten Beginns von "Beton #1" und phasenweise eingeschlagener mechanisch-industrieller Wege nicht zu erschließen. In diesem Kontext ist der aus drei Gitarrentönen und Computerbeat bestehende zweite Teil von "Beton" redundanter Unsinn, der viertelstündige Albumausklang in Form ambienten Keyboardgeplänkels mit Flüsterstimme ebenso.
Monotonie als großzügig dosierte Zutat funktioniert an anderer Stelle besser: "Insex Infect" schneidet ein massives Gitarrenbrett lang zu, wobei kleinste Variationen kaum bemerkbar vonstatten gehen und das Stück schließlich doch an einem anderen Punkt angelangt ist. Im Umkehrschluss dieses unökonomischen Zeitverständnisses muss das Trio sich den Vorwurf der Langatmigkeit gefallen lassen.
Natürlich findet man hier keine Strophen, Refrains und Solosektionen, doch einige einprägsame Momente hat die Scheibe. Das Ende des fünften Tracks beeindruckt mit der morbiden Gegenüberstellung von unmenschlichem Schreien und trauriger Melodie. Die getragenen, lichten Teile der CD sind faktisch die besten - gerade, weil sie die sinfonischen Dimensionen der Gitarrenklänge kontrastieren. Dies passiert in "Marchin´ Off", oder mittels typische Rasierapparat-Leads während "Kill Me". "Consumed Seclusion" stellt sich dadurch als gelungenster Song heraus, der in Teilen beinahe unbeschwert daherkommt.
Erwähnenswert sind ferner verstörende Keyboardklänge, mal Akkordeon-artig oder flächig im frühen Neunziger-Stil. Trotz generellen "Nekro"-Feelings muss man den Sound als angemessen druckvoll und relativ sauber bezeichnen. Dabei stellt sich auch heraus, dass es sich bei der Band um solide Musiker handelt. "Burning in My Own Dream of Life" bietet fast progressiv-rockige Schlagzeugmomente und einen mit ins Arrangement einbezogenen Bass. Dieser kann schon einmal, wie die Sechsaiter auch, gegenläufige Melodien einbringen. Die vielen Tempo- und Rhythmuswechsel gelingen den Drei flüssig und sind in dieser Stilistik beileibe nicht Gang und Gebe.
Was man vermisst, ist die Schlüssigkeit des Ganzen, denn abseits der erwähnten Dinge rauscht die Musik durch und vorbei, ist also Stimmungssache wie ähnlich gelagerte Nachbarn von (V.E.G.A.) a la Aborym und Forgotten Tomb...Intensive Momente, jedoch auch manch künstl(er)ischer Unfug.
FAZIT: Minderheitenschwärze in angemessener Präsentation, die mir jedoch zur falschen Jahreszeit und Gemütsverfassung kommt und zeitlich straffer angelegt sein könnte.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Kekoz
Janos, Ravez
Ravez
Ravez
Janos
Debemur Morti/Twilight
55:53
2006