VADER sind seit ihrer Glanzleistung “Litany” zu einem Witz geworden, den man sich ein paar Mal zu oft erzählt hat – überpräsent im Konzertbetrieb, musikalisch stagnierend und dazu noch von personeller Umstrukturierung gebeutelt. Den Schicksalsschlag in Gestalt des Todes von Drummer Doc hat man zumindest mit instrumental ebenbürtigem Ersatz wegstecken können, doch die unbestreitbaren Pioniere der osteuropäischen Extrem-Szene sind nach wie vor weit von ihrer Bestformform entfernt.
Davon abgesehen, dass es kein Kriterium für Qualität sein muss, wenn „Impressions in Blood“ wie behauptet schneller als „Litany“ ausfällt (was im Übrigen streitbar ist), so fehlt dem Album Struktur. Dabei versprechen die Voraussetzungen mehr; ein transparent-deftiger Sound sorgt dafür, dass die beiden Gitarren klar getrennt sind und damit ihre teils subtile Zweistimmigkeit perfekt zu vernehmen ist. Das zeigt sich nach sinfonischem Intro schon in der Hinführung zu den Vocals zu Beginn von „Shadowfear“. Den langsame Doublebass-Part beendet ein „Go!“, und die Mucker gehen über zur Blast-Tagesordnung. Die Gitarrensoli sind etwas melodischer geworden, wirken ausgearbeitet- vor allem im vorletzten Track - im Gegensatz zu ansonsten improvisatorisch jaulenden Slayer-Verneigungen. Die Polen variieren das Tempo beständig, selbst in den knapp dreiminütigen „As Heavens Collide“ oder „Red Code“. Peter brabbelt dabei seine gut verständlichen Platitüden…Ja, du bist „so mighty“ und „dark“, und Gott ist auch schon lange tot…Man verschmerzt das für gewöhnlich, wenn die Hooks stimmen, aber das tun sie hier in der Regel nicht.
Der Versuch, aus dem engen Death-Metal-Korsett die letzte kreative Luft zu atmen, wird wohlwollend anerkannt. Im Einzelnen handelt es sich dabei um rhythmische Akzente im Verbund mit dem Gesang während des Zwei-Minuten-Abschieds „The Book“, oder um umrahmende Keyboardflächen für „Helleluhyeah!!!“. „Fields of Heads“ beinhaltet einen ausladenden tribal-artigen Schlagzeugpart nebst Hüllkurveneffekten, was am Songende jedoch wenig schlüssig wirkt. Mit „Predator“ ist ein gebremstes Stück bezeichnenderweise das Highlight des Albums: bombastisch wie das Intro, danach stoisch walzend mit einem catchy Chorus. Zwar klingt der Titel schließlich eine Minute lang aus, aber seine Atmosphäre animiert zum Faustrecken und beweist echtes Feeling im Songwriting.
VADER sollten ernsthaft überlegen, ob es für Bands ihres Schlags neben dem Auswimpen und der Totalverweigerung neuer Elemente – beides sind ihre Praktiken augenscheinlich nicht – vielleicht einen dritten Weg gibt, im Death Metal würde- und reizvoll zu altern. Statt die bekannten Formeln mit verhaltenen neuen Variablen nur inkonsequent zu erweitern, müssen sie in erster Linie dafür sorgen, dass die Gleichung am Ende auch aufgeht. Griffige Songs und ein Fluss zwischen ihnen sind wichtige Faktoren, um sich über die extreme Masse hinwegzuheben. In der Vergangenheit konnten sie es, doch heuer ist allein die offenbare Energie nicht mehr ausreichend.
FAZIT: Die Einschätzung „nur eine weitere Death-Metal-Scheibe“ ist kein Kompliment für VADER. Anders gesagt: fett aufgezogener Durchschnitt. Bedauerlich.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2008
Marcin "Novy" Nowak
Piotr „Peter“ Wiwczarek
Maurycy "Mauser" Stefanowicz
Dariusz "Daray" Brzozowski
Regain/Soulfood
37:17
2006