VEDA sind eine der raren französischen melodischen Metalbands, die international konkurrenzfähig auftreten. Produktion und Performance riechen nicht nach Baguettes oder Fromage – und dies nicht nur wegen des englischen Gesangs.
Nichtsdestoweniger stecken die Komponisten im Genremorast ohne großartige Expansion in stilfremde Gefilde. Latin-Jazz-Exkursionen mit Walking Bass, Saxofon und Flöte wie in „Across The Ocean“ sind heuer nicht mehr überraschend, wenn sie in diesem Fall auch das Glanzstück des Albums bereichern. Gerade dieses Lied offenbart aber auch eine Schwäche VEDAs, welche man mit anderen Gruppen der Zunft teilt – unlogische Arrangements um ihrer selbst Willen. Fordernde Bratgitarren kontrastieren das lockere Bild zu Beginn, werden aber im Verlauf weder erneut aufgenommen, noch rückgreifend anderweitig gerechtfertigt. Solch teils beabsichtigte Wirrheiten sorgen gleichwohl für Abwechslung; gerade im rhythmischen Bereich geschieht einiges auf dem Album, und die gesunde Härte wird dem Begriff Metal gerecht. Man muss den Musikern allerdings mangelhaftes Songwritingtalent zuschieiben, weil sie selbst in den konventionell gestrickten Songs keine riesigen Hooks auf die Reihe bekommen. Vom Start weg versprüht man zwar Energie und Frische, jedoch keine akustischen Duftmarken.
Der Gesang ist ungeziert, kräftig und meistens mittig angelegt, die Keyboards stellen typische Sounds unter den richtigen Scheffel – nämlich die Härte der Gitarren – und sind stets in den passenden Momenten präsent, mal als E-Piano oder warmtönende Orgel. „Chance“ könnte eine weniger charismatischen Version von Vanden Plas sein, wenn VEDA auch insgesamt forscher zu Werke gehen. „Friends Of Anger“ ist mit ruhigen Parts unterbrechenden Speed-Ausbrüchen beispielhaft dafür. Experimente wie den Shuffle-Rhythmus am Ende mit Violine und kurz vernehmbare Drumloops wären, in schlüssige Strukturen umgesetzt, in größerer Zahl wünschenswert, vor allem mit Hinblick auf die Albumlänge.
„Chimere“ als Instrumental lockert die Scheibe als Halbzeit-Berieselung auch nicht weiter auf. Zwar strebt es in seinem Verlauf hörbar nach einer logischen Auflösung – zischende Keys, dynamische Steigerungen, gedämpfte Momente und ein melodisches Ende -, doch bleibt es zu sehr dem schnell vertrauten Hörgewohnheiten einzuordnenden Klangbild der Band verhaftet. In zehn Minuten „New Cassandras“ erlauben die Herren sich übliche Schachtel-Manierismen zur künstlichen Streckung eines ansonsten vornehmlich im Vocal-Bereich guten Stückes. Nach dem kurzen Bombast-Titelstück als Intro schlägt „Gods Of Nothingness“ heavy Haken, ohne in seinem Fluss zu stocken. Die Gitarrenlicks zünden Lick-Feuerwerke und machen das aggressivste Stück neben seinem eingangs erwähnten Nachfolger zum stärksten der Platte. Man endet mit „Signs Of Times“, einer ebenso virtuosen Abfahrt, und dem halbwegs eindringlichen Chorus des Rauswurfs „Money Maker“ – ein ungewöhnlich schlüssiger Ziellauf; die zweite Hälfte der Spieleit hätte also eventuell gereicht.
FAZIT: Viel goutierbarer Lärm, aber nur ein halbes Geschmackserlebnis von Gourmetklasse. VEDA geben dem Progressive Metal als Genre nichts Neues hinzu, beleidigen aber kein darauf geeichtes Ohr. Solide Spartenkost.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Aurelien Boudet
Nicolas David
Fabrice Lacourt, Thomas Curtil
Michel Durand
Sebastien Albert
Brennus/Just For Kicks
70:09
2006