Ich habe keine Ahnung, in welcher Größenordnung man sich die Anhängerschaft der ehemaligen ASIA-Mitbegründer vorstellen kann. Auch wenn man durch die beständige Förderung fast meinen könnte, sie wären Schwerpunktthema ihrer Plattenfirma, sind die gestandenen Musiker mit ihrem Icon-Projekt ganz sicher keine Chartbreaker. So muss es dann wohl die Masse machen. Rechnet man die EP und die DVD-Version der Akustikscheibe mit, ist dies bereits die fünfte Veröffentlichung in wenigen Monaten - und die nächste (namens "Rubicon") steht schon in den Startlöchern (Erscheinungsdatum drei Wochen nach diesem Rundling).
Auch wenn die Musiker diesmal "unter Strom" stehen und man vor Publikum spielt, ist die Atmosphäre der des letzten Outputs nicht unähnlich. Dass man es bei dem durchweg sanften Rock der Herrenmannschaft vor der Bühne nicht mit einem tobenden Mob zu tun bekommt, ist klar, aber vieles wirkt hier mehr wie eine gemütliche Runde am Lagerfeuer (wenn auch mit hell klingendem Hallensound) als eine Konzertveranstaltung. Das Live-Flair ist hier in etwa so gefühlsecht wie ein Flipperspiel am PC. Ich will hier gar nicht großartig drüber spekulieren, was nachträglich bearbeitet wurde und was nicht, aber es ist schon erstaunlich, wie man ein Publikum während der Songs und selbst an den zartesten Stellen so ruhig halten kann, dass man eine Stecknadel fallen hören würde, während es rechtzeitig zum Songende für die Ovationen wieder blitzartig erwacht. Dass hier tatsächlich live gespielt wird, bemerkt man neben dem fehlenden Bombast der Originalversionen (die dadurch allerdings auch einiges an Klasse verlieren) öfter mal daran, dass John Wetton bei manchen Songs stimmlich etwas ins Straucheln gerät; was allerdings wenig am routinierten (um nicht zu sagen blutarmen) Gesamteindruck ändert.
Nüchtern betrachtet (diese Bezeichnung passt auch gut auf die hier versprühte Spielfreude) wird hier ein bei verschiedenen Auftritten mitgeschnittenes Programm geboten, das sich zur Hälfte mit dem der Akustik-CD deckt und ebenso wie diese hauptsächlich als Best-Of-Album brauchbar ist; auch wenn diesmal merkwürdigerweise der Überhit "Heat Of The Moment" fehlt.
FAZIT: Wie schon bei der letzten Wetton/Downes-Veröffentlichung gilt hier mehr denn je die "Nur für Fans"-Phrase. Aber selbst die fanatischsten Bewunderer haben das Meiste des hier enthaltenen Stoffes mittlerweile schon doppelt und dreifach im Regal stehen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
John Wetton
John Wetton
John Mitchell, John Wetton
Geoffrey Downes
Steve Christey
John Wetton (Harmonica)
Frontiers Records
60:29
2006