Bei dem ganzen Jubel und Trubel über den Grand-Prix-Sieg von LORDI ist mittlerweile ziemlich untergegangen, dass die kultigen Glamrocker WIG WAM aus dem Nachbarland Norwegen eigentlich die ersten waren, die mit hardrockigen Klängen beim "tollen" Songcontest für frischen Wind gesorgt haben. Mit ihrem Schunkelrocker "In My Dreams" belegten sie 2005 in Kiew immerhin den neunten Platz und konnten dadurch auch in unseren "seriösen" Rock-Kreisen auf sich und ihr erstes Album aufmerksam machen.
Recht schnell schieben sie nach dem vermutlich auch für die Band selbst ziemlich überraschenden Erfolg von "Hard To Be A Rock´n´Roller" den Nachfolger ins Rennen, auf dem das begonnene Konzept erwartungsgemäß fortgeführt wird. Und das heißt im Hause WIG WAM nun mal nicht nur durch das alberne Outfit den Oberposer mimen, sondern vor allem klauen und covern bis zum Anschlag - und zwar unverhohlen und mit Ansage. Aus den aufgelesenen Zutaten werden dann mit dem Zaunpfahl winkende Eigenkreationen gebacken.
Allen, an denen das norwegische Phänomen bisher vorbeigegangen ist, sei gesagt, dass mit dem durch die Band selbst heraufbeschworenen Glamsiegel in erster Linie 80er-Party-Hardrock und Poser-Metal hauptsächlich US-amerikanischer Prägung der Sorte alte BON JOVI, FIREHOUSE und diverser weiterer ehemaliger Stadionhelden gemeint ist. Auch älteren Größen wie KISS und SLADE wird gehuldigt, ebenso schimmern Melo-Skandinavier wie TREAT und EUROPE durch.
Hier gibt es Ohrwürmer zum sofortigen Mitsingen, genauso wie schlüpferstürmende Balladen. Und in so gut wie jedem Song stellt man sich die Frage, wo man diese Passage, dieses Riff oder diese Gesangslinie schon einmal gehört hat oder von wem noch mal das Original ist.
Obwohl die Jungs natürlich bei vielen bzw. fast allen Songs den Schalk im Nacken haben, wie durch die Texte unschwer zu erkennen ist, beweisen sie jedoch, dass dieser auf künstlerisch sicheren Füßen steht. Sie haben Spaß an ihrem Sound und sind in der Lage, diesen auf den Hörer zu übertragen, ohne sich lächerlich zu machen. Trotz Dauergrinsen merkt man der Truppe zwischen den Zeilen immer an, dass sie unbedingt zeigen will, was sie musikalisch auf dem Kasten hat.
Ich hoffe nur, die Band kommt aus dieser Ecke wieder raus, wenn sie als Musiker irgendwann den Drang verspüren, für anspruchsvolleren, eigenen Stoff gewürdigt zu werden. Ich fürchte nämlich, dass sich die jetzige Masche eher früher als später abgenutzt haben wird.
FAZIT: Wer sich in der Hardrockgeschichte der vorletzten Dekade auskennt und diese im Glam- und Poserbereich für einen etwas im Angebot hatte, dann muss man an dieser Scheibe seinen Spaß haben, geht gar nicht anders. Bei mir wird sie sicherlich noch auf der ein- oder anderen Sommerparty, bei der es musikalisch etwas neutraler zugehen muss, zum Einsatz kommen. Wenn man sein Anspruchsdenken auch mal ausschalten kann, geht man hier ab wie ein Zäpfchen – schließt euch zur Not ein und erzählt´s halt keinem...
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.01.2008
Flash (Bernt Jansen)
Glam (Åge Sten Nilsen), Teeny (Trond Holter), Flash (Bernt Jansen)
Teeny (Trond Holter)
Sporty (Øystein Andersen)
Napalm Records
43:01
30.06.2006