"I Will Kill Again" - treffender als mit dem Titel des Openers kann man es kaum ausdrücken. Das mittlerweile vierte Album der schwedischen Traditionalisten wird der Bezeichnung "Mörderalbum" vollauf gerecht, nicht nur wegen des entsprechenden Konzepts, das hinter "The Black Flame" steckt. Die durchweg bösen Texte befassen sich nämlich ausschließlich mit Horror- und Killerszenarien.
Beim Blick auf das Cover, das wieder von Künstler Thomas Holm (MERCYFUL FATE, KING DIAMOND) entworfen wurde, fallen aber erst mal personelle Änderungen auf. So ist der langjährige Live- und Session-Gitarrist Johannes Losbäck jetzt fest im Line-up, dafür ist Drummer Daniel Bergkvist nicht mehr dabei; er wurde durch Tobias R. Kellgren (Ex-DISSECTION, SEVENTH ONE) ersetzt. Tja und dann steht da noch der Name Niklas Stalvind als Sänger - aber keine Angst, es handelt sich um den guten, alten Niklas Olsson. Vielleicht hat er geheiratet? Keine Ahnung. Fest steht, dass er bei dem schwedischen Rudel mit seiner schrillen, teilweise gar weiblich anmutenden Stimme das Leittier geblieben ist - und zwar stärker denn je.
War der Gesang zu Karrierebeginn schon sehr markant, ist er jetzt noch wesentlich bissiger und präziser als früher und mitunter mit einem gewissen irren Unterton versehen, der nicht nur perfekt zum Sound, sonder auch zum Konzept passt. Durch ihn, aber natürlich auch durch den Hang zur Metal-Geschichte, befindet man sich zwar weiter in der Nähe von den Landsmännern von HAMMERFALL, begeistert aber mit wesentlich weniger Pathos und dafür mit mehr kultigem Charme der NWOBHM und des frühen US-Metal.
Der Weg, den die Band mit dem letzten Album eingeschlagen hat, nämlich etwas weg von IRON MAIDEN und mehr hin zu MERCYFUL FATE und JUDAS PRIEST, wird mit dem neuen Album fortgeführt. Natürlich sind die Anleihen bei den Jungfrauen, vor allem im Gitarrenbereich und durch das Bassspiel von Mikael Goding, weiterhin vorhanden, aber eben nicht mehr so vordergründig, wie vor allem bei den ersten beiden Alben. Trotzdem steckt der Vierer aus Örebro immer noch knietief im Oldschool-Metalsound der 80er. Die Band hat aber einen weiteren, großen Schritt zur Eigenständigkeit gemacht und eigentlich ist es auch schon lange egal, welche alten Helden man für die WOLF-Zuordnung zu Rate zieht - hier gibt es hochglänzendes Altmetall frischester Prägung.
Großen Anteil am vorherrschenden Gesamt-Flair hat auch wieder der angemessene und perfekte Sound, diesmal maßgeschneidert von Fredrik Nordström, der die bisherige WOLF-Qualität von Peter Tägtren nahtlos fortführt.
Was sich im Vergleich zu den (alles andere als schlechten) Vorgängern noch verbessert hat, ist, dass WOLF jetzt noch stärker in der Lage sind, Einzelhits zu schreiben, die dich mit ihren Hooks an den Eiern packen und nicht mehr loslassen. So kriegst Du weder den erwähnten Opener, noch das folgende "The Graveyard" nach zwei Durchläufen mehr aus dem Kopf - vergiss es, keine Chance! Textzeilen wie "don´t release me, I´ll kill again" und "meets me at the graveyard" werden schon bald aus diversen Bangerköpfen nicht mehr zu entfernen sein, garantiert! Und wer bei Bangern wie "Steelwinged Savage Reaper" und "The Bites" nicht sogar im Halbschlaf die Metalfaust ballt, sollte sich sofort einer anderen Leidenschaft zuwenden und seine Kutte, sofern vorhanden, der nächsten Kolonne der Heilsarmee überlassen.
Nicht anspruchsvoll genug? Zu Altbacken? Leck mich - ich kann hier keine Schwachstellen entdecken. Halt, doch: Die Scheibe hätte länger sein können, nein, müssen!
FAZIT: Nichts da von wegen Kultbonus, diese Scheibe wäre auch abgegangen, wenn sie in der Hochphase der von ihr so verehrten Ära erschienen wäre. Zeitloses Nackenfutter von Musikern mit der echten Metaller-Seele. Dieses Album ist wahrlich heavy im bestmöglichen Sinne.
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Mikael Goding
Niklas Stalvind
Niklas Stalvind, Johannes Losbäck
Tobias Kellgren
Century Media
47:35
22.09.2006