Gräbt man in letzter Zeit verstärkt übersehene skandinavische Progbands früherer Dekaden zu Wiederveröffentlichung aus, sind XINEMA bloß ein Zusammenschluss alter Achtziger-Helden unter neuem Namen. Die Musik jener ehemaligen Madrigal klingt auf ihrem zweiten Album gar unschwedisch, denn statt heimatlichen Folk und die erste Welle britischer Innovatoren zu zitieren, hängen sie am Post-Seventies-Pomp der käsigen Insulaner. Die mehrfach unterteilten Songs täuschen darüber hinweg, dass XINEMA keine Longtracks geschrieben haben, sondern abgesehen von einer Handvoll kurzer Keyboard- oder Gesangsintermezzi im kompakten Vier-Minuten-Format verweilen und die Stücke ineinander übergehen lassen.
Wie Marillion nach dem Fischen beginnt das Trio, und scheinbar hat der Wind der inzwischen vergangenen Jahre den Staub nicht vom Gerät geweht. Der Sound ist kaputtkomprimiert und abweisend, wattiert im doppelten Sinne – soft und wie durch gedämpfte Boxen gehaucht. Dynamik spielt sich trotz abwechslungsreicher Arrangements nicht ab. Die Rhythmusgruppe groovt songdienlich, bloß mit pappigen Drums; die Gitarren setzen elegische Soloakzente und könnten etwa in „Awakening“ bestimmt zubeißen, würde die Heaviness im Klangbild nicht übertüncht. Dazu kommt noch, dass die Leadvocals solche der ausdrucksarmen Sorte sind, wodurch der Zugang entgegen eingängiger Melodien erschwert wird. Die Chose bekommt darüber hinaus einen trivial dahinfließenden Charakter und ist bisweilen nicht weit entfernt von schlechten U2 – welch Hohn, im Infoschreiben von „mehr Attitüde“ zu sprechen – „Arschlos“ hätte es besser getroffen.
Die bemühte Abwechslung mit Balladeskem und erwähnten Zwischenspielen ist geschenkt, da selbst der gewöhnliche XINEMA-Song nicht als zupackend und intensiv bezeichnet werden kann. Folglich verpuffen die stillen Momente ebenfalls und auch wegen der klanglichen Glätte, an der jeder Annäherungsversuch des Ohres abprallt. Es bleibt also nicht viel, wenn instrumental außer halbherziger Progmetal-Gesten in Gestalt von Stakkato-Rhythmen Schonkost aufgetischt wird, die in der Zubereitung zudem noch aller Nähr- und Geschmacksstoffe beraubt wurde. Der englische Sound der Achtziger ist ohnehin schon kühl, da sollte niemand ihn wiederbeleben und gleichzeitig derart auf Eis legen.
FAZIT: Luftige Produktion und hörbar enthusiastische Musiker könnten bei der im Prinzip breite Schichten ansprechenden Ausrichtung XINEMAs Wunder wirken; so bleibt es beim Ruch später Genesis- oder Marillion-Demos, die es aber auf kein Album der beiden geschafft hätten.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Mikael Askemur
Mikael Askemur, Sven Larsson, Jonas Thuren
Sven Larsson, Mikael Askemur
Mikael Askemur
Jonas Thuren
Unicorn Digital
50:37
2006