Seltsames Cover: Schlangenhäute vor einem gänzlich schwarz verschleierten Körper…sollte das eine Anspielung auf muslimische Gepflogenheiten sein? – Passen würde es: ZAO stammen aus dem unerschöpflichen Pool des amerikanischen Bibelwerfer-Hardcore und gelten gemeinhin als Vorreiter für neuere Auswüchse des „spirituellen“ Metalcore-Genres wie As I Lay Dying. Ihr Sound ist allerdings ungleich unkommerzieller als der ihrer Nachfolger.
Aus dem Promoschreiben: „...eine Band, deren Hinterwäldler-Wurzeln es ihnen ermöglicht haben, den Trends einen Schritt voraus zu sein, indem sie sich in ihrer Isolation treu geblieben sind.“ Hmmm....
Die recht kurzen Stücke sind allesamt brutal. Steve Albini hat der frommen Gemeinde einen noisigen Sound bereitet, der im Verbund mit den frustriert, aber unvariablen Vocals fast an Black Metal denken lässt. Nach akustischem Intro krachen „Cancer Eater“ und noch mehr „Physician Heal Thyself“ ordentlich los. Dissonanzen werden gerne eingesetzt, jedoch im basslastigen Gesamtklang nicht aufgelöst. Grindcore-Tendenzen verstärken diese Intensität, wobei die Gitarren gelegentlich - beispielsweise im dritten Song – nur angezerrt werden; Indie-Schrammeligkeit geht der Musik dabei jedoch gänzlich ab. Chaotische Passagen wie zu Beginn von „It’s Not Hard...“ (diese aufgepumpten Songtitel...) gehen in der allgemeinen Verwaschenheit auf, der nölende Cleangesang unter. Am Ende wird das Stück verhalten melodisch; erinnern wird man sich später aber nicht an irgendwelche eingängige Passagen.
Komplexität muss gleichwohl nicht verwerflich sein, doch die Art, wie ZAO unverzerrte Töne in ihre Lieder einfügen, lässt keinen tieferen Sinn dahinter vermuten. Zur Entspannung taugen diese kurzen Momente auch nicht, das Wiederaufgreifen bestimmter Motive ist der Band ebenfalls eher fremd – kein Riff bleibt im Gedächtnis. „Kingdom of Thieves“ bietet trotz Hin und Hier zwischen geradeaus gerichtetem Hämmern und gebremstem Stampfen keine Abwechslung. Die Lyrics sind hier offenbar dezent systemkritisch, aber wie die aller Tracks im Booklet spiegelverkehrt abgedruckt. Zweites Hmmm...
„Killing Time...“ ist sehr zerfasert, zunächst mit verzerrten Schreien und hektischen Drums, dann straighter und mit einem völlig abwegigen fröhlichen Solo aufwartend – dem einzigen auf der Scheibe. Dass man sowieso eher rhythmisch ausgelegt ist und Harmonien bloß unterschwellig verarbeitet, zeigt sich im schleppenden „...Paranoia...“ sowie dem leicht punkigen „My Love, My Love“ inklusive garstig-langsamem Sägepart am Schluss.
„American Sheets...“ groovt im Ansatz und ist hibbelig in den Spitzen, welche die schrillen Gitarrenfills zu verschulden haben. Textlich gehen Zao hier scharf gegen die aktuelle Politik ihres Staatsoberhaupts an – ungewöhnlich für die oftmals reaktionären Jesusbands.
In „Purdy Young Blondes...“ darf aber die glaubenstypische Kritik am lasterhaften Partyleben amerikanischer Girls und dem grassierendem Schönheitswahn nicht fehlen – ZAO sparen sich sicher auch für „die Richtige“ auf. Vielleicht sollten sie eher darauf achten, mit ihrer Musik mehr richtig zu machen – Songs statt Extremität, von der es mittlerweile genug in allen Schattierungen gibt –auch mit Heiligenschein. Wiederholtes hören eröffnet keine neuen Einsichten und nervt eher, anstatt Wut zu kanalisieren.
FAZIT: Aggressiv-intensive Lärmkulisse ohne Nachhalt und Dynamik. 40 Minuten Krach mit Botschaft bekommt man auch, wenn man Predigern in Baustellen-geplagten Fußgängerzonen lauscht.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Martin Lunn
Daniel Weyandt, Scott Mellinger
Scott Mellinger
Jeff Gretz
Ferret Music
37:58
2006