Erdig braun kommt das Cover und beteuert damit die metallische Bodenständigkeit der Kanadier. Schließlich geht der Trend auf dem großen Kontinent hin zur Zweitverwertung alter Traditionen, die vor Jahren noch als lächerlich galten. Jedenfalls sind A PERFECT MURDER nun die vom Hardcore weitestgehend befreite Band des Labels Victory überhaupt. Dies führt sie zu ihrem besten Album und lässt Fragen der Glaubwürdigkeit nur dann aufkommen, wenn man nicht einfach Spaß an einer deftig gelesenen Messe alter Pantera- oder Metallica-Riten hat.
Anders als auf „Unbroken“ dominieren vom Charakter der treibenden Riffs her eher die Einflüsse von Bands der Marke Exodus als Dimebag Darrell, während die Attitüde, Melodien und natürlich Phil-Anselmo-Klon Kevin Randel am Mikrophon nach wie vor nach Texas verweisen. Angestaubt klingen A PERFECT MURDER dabei nicht; man hat nicht das Gefühl schalen Tributmusikern beim brauen abgestandener Blaupausen beizuwohnen, weil die Kompositionen catchy sind, die Themen und Motive nicht zuletzt wegen ihrer Vertrautheit unmittelbar zünden und schließlich der Sound nicht dem gängigen Komprimier-mich-tot-Standard entspricht. Erfreulicherweise riecht die Band dadurch nicht retro – trotz der solistischen Hammett-Referenzen etwa im Opener, entgegen des Midtempo-Groovers „Enemy Of Mine“, und weil „Label Me“ seinen bluesigen Chorus an Zakk-Wylde-Stücke, respektive die feuchten Mauern von New Orleans anlehnt.
Auch wenn die Energie im Verlauf der Scheibe etwas verfliegt: die Leads werden stärker gewichtet und mehr Gefühl in die Melodien gelegt. Klingen die Riffs dann nicht mehr so verbindlich, so wächst die Wiedererkennbarkeit der Brüll-Hymnen zusätzlich. Eine pathetische Ballade gibt´s zudem inmitten der Auswürfe von Wut und auf der Straße aufgesammelter Geisteshaltung ebenfalls, und die funktioniert genauso bemüht wie bei Anselmo im Crooner-Modus. Das gilt generell für A PERFECT MURDER: sie funktionieren, sind aber weit davon entfernt, damit die Metal-Welt aus den Angeln zu reißen. Pochen sie letztlich also nur so stark auf Authentizität, weil sie nichts Eigenes zu geben haben? – Im Zweifelsfalle von etwa 20 Minuten an hörenswertem Material und damit der Hälfte der Stücke plädieren wir fürs erste zu Gunsten des Angeklagten...
FAZIT: Das perfekte Verbrechen ist für diese Band eine Wiederholungstat der Coups alter Bay-Area-Bruderschaften und von einschlägigen Südstaaten-Gewalttätern. Weitgehend entwurzelt von landeseigenen Klangkulturen ist „War Of Aggression“ das bisher beste Album der Kanadier ohne Identität. Oberflächlicher Fun für Zwischendurch ist ja gelegentlich auch ganz nett.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.01.2008
Carl Bouchard
Kevin Randel
Carl Bouchard, Kyrill Ducharme
Yan Chausse
Victory/Soulfood
36:33
2007