Während es statt der durch den Bandnamen verkündeten Qual meiner Metallerseele vor der aufgedrehten Anlage gerade so richtig gut geht, kommt meine bessere Hälfte mit dreisten Sprüchen um die Ecke: "Was ist das denn? Der klingt ja wie der Kleine mit dem Knochen!" So etwa ihr Kommentar, als bei "Nocturne" einer der hohen Schreie von Sänger Rick Black eindringlich zwischen den drückenden Riffs und dem Double Bass-Drumming hervorsticht. Nachdem sich seit dem geilen Opener "Tomorrow´s Door" meine Faust immer wieder automatisch im Takt ballt, konnte es da nur eine Antwort drauf geben: "Geil ist das, und nix anderes! Aber hallo!" Als sie dann noch meinte, die Stimme erinnere sie ebenfalls an Einen aus der Sesamstraße, war dies dann doch fast zu viel des Guten und meine Gedanken schweiften kurz Richtung Scheidungsanwalt...
Nun ja, ganz Unrecht hat die Gute mit ihrer blasphemischen Bemerkung ja nicht, denn der Frontmann dieses Ami-Fünfers klingt in seinen schrillen Momenten tatsächlich erstaunlich nach King Diamond. Dabei strahlt er zwar noch nicht die gleiche Ausdruckskraft und Faszination aus wie der satanische Däne, er verleiht dem Sound von A TORTURED SOUL, der sich entgegen dem äußeren Anschein mit Schriftzug und Cover im Dark oder Death Metal-Stil doch als wesentlich traditioneller erweist, aber eine besondere Würze. Klar, wenn Rick Black in Songs wie "Little Girl", "Altar Of Sangria" oder "Parasite" verschärft das Falsett bemüht, dürfte bei so manchem Extrem-Verachter der Eunuchen-Alarm angehen und sich die Fußnägel hochkrempeln, andererseits wird es aber genügend Gourmets geben, die genau das so lieben; so wie beim King eben auch. Insgesamt erweist sich der Sänger aber sowieso recht vielseitig und beschränkt sich nicht auf das Nacheifern seines vermeintlichen Idols. Ebenso könnte man nämlich wiederholt die Namen Rob Halford (dem er auch optisch nahe kommt), Joacim Cans und Ozzy Osbourne ("Not Tonight) anbringen, außerdem hält er sich oftmals auch in tieferen Bereichen auf und macht dort eine gute Figur. Dieses Wechselspiel geht so weit, dass man bei den bereits erwähnten "Altar Of Sangria" und "Nocturne" schon mal meinen könnte, es mit zwei Frontmännern zu tun zu haben; etwa wie bei den vom Kauzfaktor ähnlichen 3 INCHES OF BLOOD.
Die Qualität dieser Newcomer aus Milwaukee alleine nur am Sänger festzumachen wird der Sache sowieso nicht gerecht, es sind ebenso die gute Saitenarbeit mit diversen treibenden Riffs und die wuchtigen Drums, die "Kiss Of Thorn" zu einem Kraftpaket machen. Auf einem soliden Power Metal-Fundament basierend und im prächtigen Sound, strahlt die Scheibe zudem im abwechslungsreichen Tempo eine Menge Atmosphäre aus und einige doomige Parts sorgen zusammen mit den Friedhofs- Lyrics für eine unterschwellige Düsternis. Neben dem unvermeidlichen Bezug zu MERCYFUL FATE und KING DIAMOND ist es dabei mehr noch die freudige Bekenntnis der Band zu glänzendem US-Metal im Stile der alten ICED EARTH und JAG PANZER, die die Zielgruppe schon bald nach mehr lechzen lassen wird.
FAZIT: Metal gegen die Modewelle. A TORTURED SOUL legen als Gesellenstück ein Album vor, das die Gemüter spalten wird, gleichzeitig aber für die Bewunderer von Liebhaberstoff geradezu prädestiniert ist und schon bald eine eingefleischte Anhängerschaft um sich scharen wird. Der Rezensent gehört ab sofort dazu - Komm zu uns!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.01.2008
Wes Tesch
Rick Black
Nate Gorenc, Stefan Bohl
Eric Gnant
Eyes Like Snow/Northern Silence
46:52
2007