Thrash-Revival Germany hin oder her – auch ABANDONED haben mit ihrem zweiten Album dem Genre nichts Neues mehr hinzuzufügen und scheitern damit auf einem Niveau, das den wiederbelebten alten Hasen in nichts nachsteht. Innovatoren und große Progthrash-Helden bleiben weiterhin in der Kiste, doch für die Bay-Area bis Teutonenstumpf-Fraktion ist „Thrash You!“ mehr als ausreichend.
Der Opener „Visions Of Death“ ist gleich ein Genrehit mit wehmütigem Chorus, trefflicherweise im Outro wiederaufgegriffen. Die Harmoniefolgen von ABANDONED sind in „Sands Of Time“ oder „Repentance“ selten so vorhersehbar, dass es verärgert, aber dennoch altbekannt, was auch für die Wendungen gilt, mit denen sie ihre abwechslungsreichen Tracks ausstatten. Schön sind die Solotradeoffs im klassischen Sinn: diese Band hat den alten Sound inhaliert und verstanden; noch nicht gelungen ist dem Quartett hingegen weiterzudenken, was sich sogar in den wenig kreativen Songtiteln widerspiegelt. Auch wenn „Feel The Fire“ nichts mit Overkill am Hut hat, so sind die Referenzen offenkundig. Böse gemeint könnte man „Thrash You!“ somit als B-Seiten-Compilation von Testament oder ähnlichen Gruppen titulieren. Die Vocals orientieren sich dabei dankenswerterweise nicht am ausdrucksfreien, rauen Schreigesang nordeuropäischer Thrasher, sondern auch weit im Westen. Wenn ABANDONED textlich nicht manchmal zu deutsch dichteten, wäre die Late-Eighties-Täuschung perfekt.
FAZIT: Wo gehst du hin, werter Thrash? – Mit ABANDONED eingängig, spieltechnisch hochwertig und überraschungs- wie ausfallsfrei in die jüngere Vergangenheit...Dennoch ein eher berechtigtes Mitglied des großen, gesichtslosen Drescherclubs, weil authentisch und Spaß bringend, wenn man die Originale nicht hat oder unersättlich ist.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Günt Auschrat
Eric Aldschmidt
Holger Ziegler, Eric Aldschmidt
Konrad Cartini
Dockyard 1/Soulfood
48:12
2007