Erinnert sich noch jemand an BAD 4 GOOD, die Teenieband, die Anfang der 90er unter der Obhut von Steve Vai ein Album ("Refugee") herausgebracht und damit die komplette Metalszene in Staunen versetzt hat? Hier haben wir quasi das Pendant der Neuzeit dazu. Zwei Brüderpaare aus Arizona im Alter zwischen 15 und 18 Jahren sind es diesmal, die uns beweisen wollen, dass es auch heute noch musizierenden Nachwuchs gibt, der den Gang in den Proberaum der nächsten Playstation-Session vorzieht. Die Lehrstunden dürften in diesem Falle dann auch bereits sehr umfangreich und zielstrebig ausgefallen sein, denn was die Band uns hier als erstes Lebenszeichen präsentiert, ist mehr als beachtlich.
Dass die vier Jungs beim Glauben an ihr Können und einen möglichen Erfolg nicht alleine stehen und schon auf einiges an Rückendeckung zählen können, ist offensichtlich, denn obwohl ihr Debüt in Eigenregie und ohne Zuspruch einer Plattenfirma entstanden ist, fällt das Endprodukt dermaßen hochwertig und professionell aus, dass dies selbst mit einem üppigen Taschengeld kaum zu bewerkstelligen sein dürfte. Angefangen beim Cover im "Silent Hill"-Stil über das illustrierte Hochglanz-Booklet mit allen Texten bis zum hochwertigen Sound bewegt sich bei "Living A Sick Dream" alles auf einem Level, das heutzutage längst noch nicht mal alle offiziellen Labelveröffentlichungen vorweisen.
Am wichtigsten ist aber natürlich immer noch der musikalische Inhalt und der steht dem ersten Eindruck dann tatsächlich kaum nach. Mit dem ungewöhnlichen Einfall, die Scheibe mit einer Coverversion (der einzigen des Albums) zu starten, können die Jungspunde den Verdacht, es hier lediglich mit MTV-verseuchten Trendpüppchen zu tun zu haben, nicht nur schnell beiseite fegen, sondern dürften nebenbei gleich mal so einige szenekundige Metaller auf ihre Seite ziehen. Mit "Call Me Evil" von einem Song von BALLISTIC, dem letzten Schaffensfeld von Underground-Ikone Tom Gattis (WARDOG, TENSION u.a.), mächtig traditionsbewusst empfangen zu werden, kommt nämlich schon ziemlich überraschend. Des Rätsels Lösung findet sich dann wohl in Form des tätig gewordenen Produzenten John Herrera, der auch beim BALLISTIC-Album hinterm Mischpult saß. Wie auch immer, AGE OF EVIL verpassen dem Song einen modernen und wuchtigen Anstrich, ohne diesem seiner ursprünglichen Stilistik zu entreißen; ein Startschuss, der sitzt.
Diese gelungene Feuertaufe gilt dann auch gleich als Leitfaden für den Rest des Albums, das sich insgesamt als gelungene Symbiose aus Old School Metal der Marke MEGADETH, TESTAMENT & Co. und angesagten Sounds der TRIVIUM-Klasse erweist. An Songs wie "You Can´t Change Me", "A Call To Arms" oder "Eye For An Eye", um einige Höhepunkte zu nennen, dürften somit aufgeschlossene Fans beider Lager ihr Freude haben. Hier wird zeitgemäß gerifft und geschrubbt was das Zeug hält, ohne den Blick für die Hooklines zu verlieren oder in die überstrapazierte Metalcore-Ecke abzudriften. Dass beim Titelsong Axehero Marty Friedman (Ex-MEGADETH etc.) die Gitarre übernommen hat, passt da bestens ins Gesamtbild und ist ein weiterer Beleg für die bereits vorhandene Lobby der Band.
Sänger Jeremy, auch für die Rhythmusgitarre zuständig, überschreitet die "Core-Grenze" ebenfalls nicht und verliert sich nie in Gekreische, sollte den "Metalanteil" in seiner Stimme zukünftig aber noch etwas erhöhen. Gelegentlich noch ein wenig wackelig wie etwa bei "The Storm", bringt er durch seinen eher weichen und noch nicht sonderlich voluminösen Gesang bisweilen eine gewisse Modern bzw. Highschool Punk-Note mit rein, die nicht so ganz zur allgemeinen Ausrichtung von AGE OF EVIL passen will. Aber mal schauen, was da das zunehmende Alter noch an Kraft und Heavyness mitbringt.
FAZIT: Jugend rockt und das mit Ehrgeiz. Aber auch unabhängig vom Alter geht es ohne Labelunterstützung kaum hochwertiger. Diese wird nicht lange auf sich warten lassen und man wird gewiss auch bald beim hiesigen Fachhändler auf den Namen AGE OF EVIL stoßen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Jacob Goldberg
Jeremy Goldberg
Jordan Ziff, Jeremy Goldberg
Garrett Ziff
Eigenproduktion
42:08
2007