Schöner Fliegen mit “Austral Alien”-Airlines – Down Under schickt seine verhinderten Astronauten wieder in den musikalischen Orbit weitgehend unentdeckter Planeten, die nur der VoiVod bereits angeflogen hat.
ALCHEMIST spielen nach der Vergangenheits-Rekapitulation „Embryionics“ weiterhin ihren von einstigem Death Metal völlig gelösten Extrem-Sound aus wavigen Gitarren, die man auch den Noiserock zurechnen könnte, mal groovendem, mal ornamentiertem Drumming und leider recht eintönigen, oft verfremdeten Brüll-Vocals. Das schiebt sie in eine Ecke zu Killing Joke oder hippem Zeug wie Isis. Relapse sind das Label, um derlei Sounds nach vorne zu bringen, jedoch hat es im Falle ALCHEMIST bisher noch nicht zu mehr als brotloser Anerkennung gereicht. Das mag daran liegen, dass trotz der einzigartigen Stilistik der Gruppe zu wenig zwingendes Songmaterial dabei herumkommt. Die Gruppe zelebriert einen unverkennbaren Klang, weniger das Lied an sich, obwohl alle Tracks klar als solche erkennbar sind und konventionellen Strukturen unterliegen. Die Hooks fehlen, so dass man sich eher an einen Sound denn an bestimmte Melodien erinnert.
„Tripsis“ hat kein wirkliches Highlight zu verzeichnen; trotzdem bleibt es auf Dauer intensiv und spannend, weil der Klangkosmos, den ALCHEMIST bereisen, ziemlich weit ist. Die Stimmung dagegen bleibt ambivalent. Trotz Schwere sind sie nicht wirklich aggressiv und tönen bisweilen, als seien die „Roots“-Sepultura nicht bei den Indios im Dschungel gewesen, sondern während einer Session mit Aborigines von Außerirdischen aus der australischen Wüste deportiert worden. Ich möchte nicht in die übereuphorischen Reden mancher Kritiker einstimmen, weil ALCHEMIST eine zweifellos originelle, aber dennoch ihre Möglichkeiten nicht voll ausspielende Gruppe sind. Allein ihr Exotenstatus macht sie nicht genial. Sie sind längst nicht so „far out“, als dass man nicht noch nach Hause telefonieren könnte.
FAZIT: Freunde von VoiVod zu Eric Forresters Zeiten am Mikro und Bass werden hier in Verzückung geraten. Fantasievolles Instrumentalspiel mit eintönigem Gesang gerät zu einem sehr dichten, atmosphärisch hell wie dunkel klingenden Album, das im Ganzen wirkt und sich plakative Eingängigkeit verbietet. Wo soll man im All schließlich auch Kleister anbringen?
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
John Bray
Adam Agius
Adam Agius, Roy Torkington
Rodney Holder
Nick Wall (electronics)
Relapse/Rough Trade
40:02
2007