Fünf Veröffentlichungen innerhalb von vier Jahren sprechen für den Fleiß und die Spontaneität dieser amerikanischen Haudegen im Fahrwasser von Bright Eyes und ähnliche Gelagertem, welches die musikalische Tradition des weißen Nordamerika auch in zunehmendem Maße in Europa an den Kuhjungen bringen kann.
Das Anderson-Gespann schreibt eingängige Kleinodien, die durch kratzige Fiedel, gelegentlichen Synthesizereinsatz und eher dem Alternative-Genre zuzurechnenden Gesang mitunter verschroben klingen, allerdings sehr eingängig und voneinander unterscheidbar sind. Die Atmosphäre ist eine relaxte; echtes Blues-Feeling kommt selten auf, geschluckter Staub nicht hoch – auch wenn man in „Tom Petty“ dem besungenen Songwriter mit einer raueren Interpretation seines Stils die Ehre erweist. Anmutiger sind da schon „Corinne“ und „The Wrong Hand“ mit Leslie-Effekt auf der Gitarre: sie könnten fast von Jeff Buckley stammen. Ist die Instrumentierung farbenreich, so gestaltet sich die spielerische Ausbeute eher zweckmäßig ohne große Solo- oder Arrangement-Exkurse, was an der erwähnten Spontaneität liegen dürfte. BACKYARD TIRE FIRE halten ihre flott komponierten Tracks unversehens für die Hörerschaft fest. Dabei lesen sich ihre Wortbeiträge zur anheimelnden Musik in der Regel trivial-persönlichkeitsbezogen. Nur „Get Wise“ entrinnt den kleinen menschlichen Nichtigkeiten mit einer positiven Absage an religiöse Dogmen im opulenten Klangbild inklusive Handclaps. Auf ähnliche Weise verhilft der Chorgesang in „Don´t Know What To Do“ sowie analoges Tasteninstrumentarium dem Sound zur Größe.
BACKYARD TIRE FIRE sind leichter zu verdauen als reine Southern- oder Countrybands, weil ihr Indie-Ruch sie weniger verbindlich einer separierten Kultur zuweist: Man muss im Falle von „Vagabonds And Hooligans“ nicht zwingend einen Sonnenbrand im Nacken haben und das Lasso schwingen, kann dafür jedoch auch weiterhin seinem studentischen Leben und der Mensadisco frönen. Dort läuft dann auch schon mal dieser Sound zu später Stunde.
FAZIT: Nettes Americana-Album mit jugendlichem Anspruch für kosmopolitische Traditionalisten – modern, aber dank Bandgefühl zum Glück kein verkrampft low-fi gehaltener Laptop-Folk.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Matt Anderson
Ed Anderson, Matt Anderson, Tim Kram
Ed Anderson
Ed Anderson
Tim Kram
Tim Kram, Matt Anderson, Ed Anderson (perc)
O.I.E. Records/Just For Kicks
43:00
2007