In den ersten zwei Stücken nach dem Intro für ihr Konzept- und fünftes Album fahren diese Belgier schwere Geschütze auf: etwas Synthesizer, fast zerbrechliche Harmonien, Kreisch- und Frosch-Vocals gleichermaßen sowie Tapping-Bass und eine kurze Passage mit Sprechgesang, für welche man sicher einen erfahrenen Hip-Hopper herangezogen hat...Das alles klingt nicht einmal wirr und ist eingebettet in äußerst brutalen und technisch beschlagenen Death Metal, der sich global der Sounds des Genres bedient.
Glücklicher- wie tragischerweise verschwindet dieses Potpourri danach zu Gunsten des Genreüblichen, das wie erwähnt einmal nach Westen schielt („Saw It All“), den Norden Europas planiert („Smile Then Bleed“), oder nervös den Ostblock unsicher macht. Wenn BENIGHTED auch hinsichtlich griffiger Stücke eher zu wünschen übrig lassen, so haben sie ihre Themenplatte in ihrer Gesamtheit dynamisch zusammengebaut, denn zwischen dem in alle Richtungen ausscherenden Beginn und einem gleichgültig-brutalen Ende - welches die Konturen zur Abgrenzung gegenüber anderen Bands verwischt – steht eine Gruppe von Liedern für einen atmosphärischeren Mittelteil. Man hätte sich mitunter mehr Melodien gewünscht; bezeichnenderweise gibt es bloß ein richtiges Solo und klar herausgestellte Leads im finalen Track. Das ist zu wenig für Wiedererkennbarkeit; BENIGHTED überzeugen alleine durch ihre Vehemenz, die hörbare Bedachtheit auf die musikalische Umsetzung ihrer auf eigener Erfahrung mit psychischem Müll basierenden Story sowie Sound und Spielvermögen. Das ist auch zu wenig, um den Hörer auf Dauer am Ball zu halten, sorgt jedoch zumindest für ein (weiteres) gutes Extrem-Metal-Album für die Schwarzen und die Toten gleichermaßen. Disbelief-Jagger röhrt bei „Human Circles“ mit, doch von einer diesen Deutschen ähnlicher Grenzenlosigkeit sind BENIGHTED nach nur zwei Stücken zu Beginn abgekommen.
FAZIT: BENIGHTED sollten all jenen gefallen, die sich auch für alles von Vader über Bolt Thrower bis hin Cannibal Corpse begeistern können. „Icon“ ist ein krasses Album, dessen Stimmungswechsel nur anfangs durch Stilsprünge ausgedrückt werden, danach ist die dunkle Zone experimentierfrei.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Eric
Julien
Olivier, Liem
Kevin
Osmose/Twilight
39:08
2007