Sie haben sich wieder mächtig Zeit gelassen, die Vorzeige-Echt-Metaller aus San Diego. Satte vier Jahre sind diesmal seit dem letzten Album "Darker Than Black" ins Land gezogen und diese behäbige Arbeitsweise dürfte mit ein Grund dafür sein, dass die Band, obwohl sie bisher eigentlich nur Genre-Highlights abgeliefert und in den entsprechenden Kreisen auch die verdiente Anerkennung dafür erhalten hat, dem metallischen Underground immer noch nicht so richtig entstiegen ist. Vermutlich ist das aber auch gar nicht zwingend das Bestreben von CAGE und wenn sie diese Zeit brauchen, um so ein kompromissloses Traditionswerk wie "Hell Destroyer" zu schmieden, wartet man als Freund hochglänzenden US-Stahls gerne etwas länger.
Denn während viele der alten Helden auch mal schwächeln, seien es nun METAL CHURCH, VICIOUS RUMORS, SAVATAGE, JAG PANZER, ICED EARTH, MANOWAR, IRON MAIDEN und natürlich JUDAS PRIEST (um nur die bekanntesten Nahverwandten von CAGE zu nennen), lässt das kalifornische Power-Quintett weiterhin keinen Zweifel darüber aufkommen, dass es sich seinen Wurzeln verpflichtet fühlt und seinen eingeschlagenen Weg ohne Rücksicht auf irgendwelche Modeerscheinungen durchzieht. Wenn man der Band dabei das Nutzen ausgetrampelter Pfade vorwirft, ist dies wohl wahr, allerdings macht das kaum eine Band so gut und glaubwürdig wie die Truppe um Schreihals Sean Peck. Und um beim begonnenen Namedropping zu bleiben: mein (meinetwegen eingeschränkter) Metal-Horizont will einfach die Vorstellung nicht zulassen, dass man als eingefleischter Fan auch nur einer der oben genannten Szenegrößen, die ich alle irgendwo im Sound von CAGE zu entdecken glaube (und ich spreche bei all diesen Bands von ihrer ursprünglichen Variante!), zu "Hell Destroyer" nicht abgeht. Das hier ist Metal, Leute!
Zwischen dem ersten geilen Scream zur Eröffnung des schon mal mächtigen Titeltracks (der Refrain geht jetzt schon nicht mehr aus dem Kopf) bis zur respektvollen "King Diamond"-Ehrerbietung zum Abschluss gibt es eine randvolle CD traditionellen Power Metals vom Allerfeinsten. "Born In Blood", "Rise Of The Beast", das Maiden-lastige "Legion Of Demons" und der Oberkracher "Metal Devil" - eine grandiose Banger-Hymne folgt hier der nächsten. Wie gesagt werden dabei auch bei CAGE die üblichen Ingredienzen benutzt, aber immer im richtigem Maße und der trefflichen Mischung aus rasender Heavyness und stampfenden Pathos; nichts wird überzogen oder wirkt irgendwo kitschig (ach ja: aufweichende Keyboards finden sich hier selbstredend nicht), hier klingt alles einfach nur nach...Metal.
Der Name JUDAS PRIEST muss auch diesmal nochmal gesondert erwähnt werden. Nicht nur, dass sich die Scheibe bestens neben "Painkiller" im Regal macht, auch Sean Peck steht teilweise mindestens gleichwertig neben Ripper Owens, so dass man zugunsten von CAGE nur hoffen möchte, dass Rob Halford nie wieder bei den Priestern aussteigt (oder sich diese dann auflösen). Auf diese Stilistik reduzieren kann man den Sänger aber keinesfalls, da er seine Stimme durchaus vielfältig einzusetzen weiß (man höre nur mal Songs wie "Beyond The Apocalypse" oder "Abomination"). Man könnte allenfalls anmerken, dass er seine gefühlvolle Seite noch etwas erhöhen könnte.
Ach ja: Ein Textkonzept über die "apokalyptischen Ereignisse im Kampf zwischen Himmel und Hölle" bietet das Album auch noch; die Songs werden dabei durch Interludien zusammengehalten. Ich bin zwar bisher nicht detailliert und im Zusammenhang in die Story eingetaucht (was auch nicht leicht ist, während man die Songs vor der Anlage Fäuste ballend abfeiert), erwarte diesbezüglich aber auch nicht allzu viel (die Texte lagen mir nicht vor), da man als Fantasyleser ausreichend mit derart Lyrik versorgt ist. Schlechtere als die meisten handelsüblichen Textergüsse sind hier aber keinesfalls auszumachen. Und da man dem Frontmann bisweilen einen Hang zum überzogenen Patriotismus nachsagt: in seinen musikalischen Aussagen lies mich diesbezüglich bisher auch nichts sauer aufstoßen.
Allen, die CAGE schon lange für sich entdeckt haben, sei abschließend noch gesagt, dass nach aktueller Einfuhr des kompletten Backprogramms zwecks Orientierung festzustellen bleibt, dass "Hell Destroyer" nicht nur das bisher ausgefeilteste, sondern auch tatsächlich das beste CAGE-Album geworden ist - und das soll was heißen, oder?
FAZIT: Was auch immer der Einzelne darunter versteht: Das hier ist wahrer Metal! Und jetzt habe ich den Begriff wohl öfter benutzt, als er in den Texten dieses Albums vorkommt - wer es jetzt noch nicht kapiert hat, dem ist nicht mehr zu helfen, er sollte jedoch zumindest an der Benotung feststellen, dass es auf diesem Sektor derzeit nur wenig Gleichwertiges gibt.
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Mike Giordano
Sean Peck
Dave Garcia, Anthony Wayne McGinnis
Mike Nielsen
MTM Records
78:33
2007