Dieses Trio aus Marietta/Ohio ist ein weiterer Beleg für den lebendigen, trendunabhängigen US Metal-Underground. Obwohl der Name kaum großartig geläufig sein wird, haben wir es hier mitnichten mit einem Newcomer zu tun, denn die Gründung von CATCH 22 liegt schon 15 Jahre zurück und in dieser Zeit hat die Band bereits drei Longplayer-CDs (wohl in Eigenregie) veröffentlicht. Da ist es an der Zeit, der überschaubaren Truppe um Bandboss T.J. Berry ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu widmen, denn ihr viertes Werk, das durch den Titel schon mal mit einer Fortsetzung lockt, erweist sich als vorzügliches Power Metal-Kraftpaket. Ausreichend beschrieben ist es damit allerdings nicht, denn die erfahrene Band ist stilistisch gar nicht so leicht festzumachen.
Der eröffnende Titelsong startet erstmal mit sanften Akustikklängen, um sich alsbald zu einer ersten Hymne zu entwickeln, die mit dem Glanz früherer ICED EARTH besticht. Das anschließende "Cyberchrist" frohlockt hingegen kurz mit Halford-Gedächtnis-Schrei, geht dann aber in die gleiche Richtung und kann darüber hinaus auch durch einige SAVATAGE-Gitarren begeistern. Erneut mit der Akustischen beginnend wird es mit "Atlantis Rising" nicht nur verhaltener, sondern auch ein wenig episch. Der Gesang von T.J. Berry ist kräftig, nur gelegentlich hoch und bei Nummern wie "Swimming With Sharks" oder "Winter´s Call" auch mal leicht kauzig. Die Vielseitigkeit des Sängers ist somit ebenso einer der Pluspunkte von CATCH 22, wie die einprägsamen, sofort zündenden Riffs, die eigentlich jeden Song auf "Soulreaper Vol. 1" auszeichnen.
Das Album ist übrigens in zwei Teile gegliedert, namens "Evilution Rising: Act I" (Songs 1-5) und "Devilution Descending: Act I" (Songs 6-11), darüber hinaus bilden die letzten drei Songs die "Cycles Of The Sick"-Trilogie. Inwieweit und welcher Art dahinter insgesamt ein konzeptioneller Zusammenhang besteht, ist ohne Info und mangels Texten - zu einem kompletten Booklet hat es finanziell wohl nicht ganz gereicht, dafür kann die CD mit einem Coverartwork von Jowita Kaminska (u.a. EXODUS) glänzen - nicht so leicht auszumachen. Aber auch stilistisch scheint das Album ab "Crawling" eine Art Schnitt zu machen, denn die zweite Albumhälfte ist thrashlastiger ausgefallen und die Vorliebe des musikalischen Schöpfers ("all words and music by T.J.Berry") für Bands wie TESTAMENT oder auch OVERKILL kommt dort auch bei Songs wie "Never" und "Killing Floor" noch stärker zum Ausdruck. Das erhabene "Winter´s Call" beschließt dann ein Album, das ohne erkennbare Schwachpunkte auskommt. Dies schließt die erdige Produktion mit ein, die nicht zu lackiert ausgefallen ist, aber dennoch Major-Qualitäten aufweist und bestens zum robusten Stil von CATCH 22 passt. Wer sich einen eigenen Eindruck über die Band verschaffen möchte, sollte sich schnellstens auf deren MySpace-Seite einen Song wie das erwähnte "Cyberchrist" zu Gemüte führen.
FAZIT: Wer Qualität nicht von dem Namen einer Plattenfirma auf dem Cover abhängig macht und sich zudem mit Herz und Seele dem gediegenen Metal verschrieben hat, sollte hier zugreifen - der Weg zum Metallerglück führt über die Bandhomepage.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2008
Mike Allen
T.J. Berry
T.J. Berry
Andy Brookhart
Eigenproduktion
43:31
01.08.2007