Songnamen wie Lippenbekenntnisse: „Zerstäubt“, „Endloser Kreislauf der Gewalt“...Sicher ist jedoch, dass CEPHALIC CARNAGEs Neue keine Engelsberührung ist, denn hier legen schon eher Tech-Grind-Götter den geneigten Adepten die Hände auf – und haben ihre Botschaften diesmal sogar etwas leichter verständlich formuliert.
Erstaunlich oft geht der Denver-Clan im Midtempo gegen knüppeldickes Einerlei vor. So ist bereits der Opener nicht die erwartete Zwei-Minuten-Kelle, sondern in seiner Bedrohlichkeit typisch für das ganze Album sowie mit zahlreichen differenzierten Riffs bestückt. Dass „Divination & Volition“ dann doch wie ein Bienenschwarm klingt – mit wirren Slides in den hohen Griffbrettlagen, die dem Ganzen etwas Comichaftes geben. -, und auch die beiden vorletzten Stücke schnelle und komplexe Hacker sind, liegt in der Natur des Genres, in dem sich die Blutbader herumtreiben: Death und Grind leben von der Intensität der Performance und ausgeloteten Extremen - etwa dem der Geschwindigkeit.
„Xenosapien“ ist nicht der vorbeipreschende D-Zug ohne Konturen; dafür stehen aufgebrochene Strukturen und bisweilen reduzierte Arrangements, wo beispielsweise nur der Bass aufspielt oder die Rhythmusgitarre einmal nicht voll Stoff gibt. „G.O.D.“ überrascht zudem als nagender Post-Doom in Isis-Manier mit cleanen Vocals, und nach getragenem Beginn ist „Heptarchy (In The U.K.) eine mathematische Bombe mit zahlreichen Dissonanzen. Der Hit des Albums – das schwarzmetallisch riffende „Touched By An Angel“ – wird von zwei Speed-Brechern flankiert, in denen vor allem Drummer Merryman beeindruckt. Die Songtitel implizieren nach wie vor den gediegenen Humor der Gruppe, doch von Spaßfricklern oder unernsten Instrumentalsportlern möchte man angesichts des dräuenden Gesamtsounds ihrer neuen Scheibe nicht sprechen.
FAZIT: Die bisher beste mir bekannte CEPHALIC-CARNAGE-Platte überrascht mit einigen Unüblichkeiten im Songwriting, bietet ein gewisses Maß an Eingängigkeit sowie hochwertiges Zusammenspiel innerhalb maximal aggressiver und bedrohlich gestimmter Todesgrind-Stücke. Da Klischees außen vor bleiben, ist „Xenosapien“ eine veritable Anschaffung.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Nick Schendzielos
Lenzig Leal
Zac Joe, Steve Goldberg
John Merryman
Relapse/SPV
44:13
2007