Dem umgedrehten Lebensbaum gewidmet haben sich DAATH, und der Konflikt zwischen Intellekt und Gefühl ist das hochtrabende Konzept, welches zur musikalischen Substanz passt – losgelöster Trieb und konstruierter Krampf halten sich die Waage.
Grundlegend spielen die Amerikaner abwechslungsreichen Death Metal, gemischt mit anderen extremen Versatzstücken. Das klingt ob des stampfenden Charakters mancher Stücke etwas nach späten Carcass, zumal instrumental nicht geproggt, so aber doch der akademische Hintergrund der beteiligten Musiker herausgestellt wird. Die Vocals sind dabei durchweg im brutalen, recht gut verständlichen Bereich angesiedelt. DAATH konzentrieren sich auf eigenwillige Arrangements und Motive, so dass die Stücke nicht denen abgegriffener Skandinavien-Death-Epigonen ähneln. Metalcore und Schwärze könnte man zwar anführen, aber da diese Genres immer mehr zu verschwimmen scheinen, ohne dass die Mehrzahl der Bands ein richtiges Verständnis von irgendeinem hätten, ist dies müßig.
Was macht DAATH nun zum heißen Scheiß für Roadrunner? – Sie fügen ihrem generischen, aber zitatfreien Material Gimmicks in Form orchestraler und elektronischer Parts hinzu. Im Falle ersterer gestaltet es sich derart, dass sich ihre Notwendigkeit allenfalls aus dem Herauskehren des Das-könnnen-wir-auch besteht: Auf dem Berklee College lernt man ebenfals den Tonsatz, wenn man möchte – nur: mit den Dynamikmöglichkeiten selbst synthetischer Klassikinstrumente umgehen kann nicht jeder Rocker. So läuft das Plastikorchester meist im Hintergrund durch einige Stücke und könnte genauso gut nicht vorhanden sein. Die technoiden Teile stören als gelegentliche Synth-Loops und Flächen nicht, machen aber „Who Will Take The Blame?“ zu einem ätzenden Captain-Future-Trip sowie „Dead On The Dancefloor“ zum Umpf-Umpf-Totalausfall.
Aufgrund unprätentiöser, aber eingängiger Stücke wie dem Opener oder „Ovum“ hätten DAATH dies nicht nötig, zumal sie als reine Metalband angenehm klischeefrei aufspielen. Die Extension ihres Sounds ist dagegen nicht gelungen und unnötig. Scheinbar möchte man sich krampfhaft vom Gros unterscheiden und als besonders angepriesen werden – Dann lasst die Musik sprechen, die gegen Ende der Platte beträchtlich unspektakulärer daherkommt. Star des Langspielers: Drum-Allesmacher Kevin Talley.
FAZIT: Aufgetakelter, aggressiver Zeitgemäß-Metal, energisch und virtuos vorgetragen mit einigen guten Songs, aber wenig dauernder Schönheit unter der Maske.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2008
Jeremy Creamer
Sean Farber, Mike Kameron
Emil Werstler, Eyal Levi
Mike Kameron
Kevin Talley
Roadrunner/Universal
48:25
2007