Diese Doppel-CD ist eine klasse Zusammenstellung unter den Tisch gefallener DANIZG-Stücke aus der Schaffensphase des Bandleaders bis 1996. Die verlorenen Stücke klingen demnach so, wie die meisten Fans seine Band am liebsten in Erinnerung haben und wirken als Compilation mit Abstrichen so geschlossen, dass man sie als langes Album in bester Retro-manier ansehen könnte – potentielle Hits wie abfallende Lieder eingeschlossen. Beim basischen Sound müssen Liebhaber keine Abstriche machen, denn unteres Demo-Niveau wird man auf „The Lost Tracks of Danzig“ nicht hören. Die frühen Sachen waren ohnehin geschmackvoll basisch gehalten, was auch hier gilt.
Einiges, wie “When Death Had No Name” kennt man von schlechten Live-Bootlegs und fragt sich, warum es nie offiziell ein Album schmückte. Auch „Pain Is Like An Animal“ ist ein kleiner Hit in bester DANZIG-Machart – Der Mann kennt zwar irgendwie nur etwa drei verschiedene Gesangslinien, die er all seinen Stücken aufpfropft; dafür sitzen diese dann aber bombenfest: ein Lieben-oder-Hassen-Ding. „You Should Be Dying“ könnte – flotter dargeboten – auch hinsichtlich der Lyrics ein Misfits-Stück sein, was zeigt, wie wenig Glenn Danzig über die Jahre hinweg seinen Songwritingstil variiert hat. Hinsichtlich dieser Tatsache wären vielleicht spätere Demos zu den schlechteren, industriallastigen Alben als Rohbauten interessant. Solche sind zweifellos – betreffend die ersten drei Alben – das swingende „Buick McKane“ oder „The Mandrake´s Cry“. Auf der zweiten CD überwiegen diese kargen Stücke mit dem fuzzy Zähfluss von “Lick The Blood Off My Hands” oder der Beschwörung „Cat People“. Auch sind hier strukturell ausgefeiltere Tracks wie das siebenminütige „Crawl Across Your Killing Floor“ zu entdecken, und jeweils eine kustische Ballade pro Scheibe verweist auf des Musikers Singer- und Bluesman-Wurzeln, die bis zur hart rockenden Ausformung des Urstils in den Seventies reichen, wie „Who Claims The Soulless“ und
„Maleficial” bezeugen.
Erst die letzten beiden Songs der zweiten CD zeigen DANZIG auf ungeliebter Kurskorrektur. Ersterer ist eine Variation des „Satan´s Child“-Openers, und letzterer ein verzichtbarer, technoider Remix eines weiteren Stückes dieser Scheibe. Vor allem klanglich – zöge man den technischen Schnickschnack in dieser Schaffensphase ab, wären diese Alben eigentlich auch nicht weit vom Originalstil der Gruppe entfernt. Man fragt sich angesichts dieser Kompilierung nach der Zukunft der Band und freut sich als alter Fan über so viel nicht wirklich Neues im alten Stil.
FAZIT: Obligatorisch für alle DANZIG-Fans, stellt dieser Doppelschlag massig altes Feeling in s Regal und lässt wehmütig von „I“ bis „III“ zählen. Für ein echt gemeintes Album gäbe es eine 12.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Glenn Danzig und andere
Evilive/Soulfood
115:18
2007