Alte DEADSOUL TRIBE Fans aufgepasst! Wer die vorherigen „Tribal Metal“ Alben des ehemaligen psychotischen Walzer Tänzers zu schätzen gelernt hatte, wird bei „A Lullabye For The Devil“ erst einmal schwer schlucken … und kurze Zeit später hoffentlich zufrieden mit dem Kopf nicken. Zum Glück wiederholt Devon Graves seinen Stil nicht zum dritten Mal, sondern integriert neue Konzepte und Sounds in sein aktuelles Machwerk, ohne dabei den typischen DEADSOUL TRIBE Anstrich komplett von der Fassade zu kratzen.
Der Auftakt „Psychosphere“ beschert dem Lauschenden stampfende Lokomotiven-Riffs mit latentem Industrial-Touch, tiefen Sprechpassagen und jeder Menge modernem Groove. Das Stück zieht einen mit Tonnengewichten an den Füßen tief nach unten und rüttelt kurz auf mit einem schneidenden Gitarrensolo orientalischer Formgebung. „Goodbye City Life“ haut zunächst in dieselbe Kerbe und markiert gleichzeitig einen absoluten Höhepunkt des gesamten Albums. Zunächst verbeißt sich wieder ein stampfendes, modernes Ungetüm in den Ohren, diesmal angereichert mit dunklen Bläser-Fanfaren, was wie der Angriff „Mordors“ auf „Sin City“ klingt. Dann unterbrechen perlende Pianoläufe den musikalischen Moloch, der Gesang kommt zerbrechlich rüber, beinahe süßlich, zutiefst harmonisch, mit durchaus Gildenlöwscher Prägung. Überfallartig schneidet wütendes Schlagzeug und glasklares Gitarrenspiel zerfranste Wunden in all diesen Schönklang, Graves brüllt Befreiung herbei, deren Erfüllung gefunden wird im Ethno-mäßigen Flötenspiel, hinterlegt von unterschwelligem Militär-Paraden-Schlagzeug.
„Here Come The Pigs“ reichert die Schwere des ersten Tracks an mit leidenschaftlichen „Spoken-Word“ Passagen – DEADSOUL TRIBE klingen hier ein wenig nach DREAM THEATERS „Honor Thy Father“, während „Lost In You“ mit seiner wunderbaren Gesangsmelodie wieder mehr nach PSYCHOTIC WALTZ schlägt – auch tritt bei diesem Track der wuchtige und vollkommen organische Drum Sound deutlich hervor, der meilenweit abseits klinischer Trigger-Orgien wandelt.
„The Gossamer Strand“ ist eine reine Instrumentalnummer mit hingebungsvoller „Lead-Flöte“, die hin und her schwankt zwischen melodisch verträumt und vertrackt-aggressiv, von tieffrequenten Groove Riffs hinterlegt. „Any Sign At All“ möchte zunächst „Under A Glass Moon“ nacheifern, kratzt dann aber noch rechtzeitig die Kurve und gemahnt mit hypnotischen Gesangsmelodien ein weiteres Mal an Devon Graves WALTZ-Wurzeln. Dem Titel zum Trotz klingt „Fear“ erstaunlich relaxt mit Harmonie-Gesang und akustischen Gitarren, die von Hammond-Eruptionen, schwelgenden „ah-ahs“ und einer singenden Solo-Gitarre gebrochen werden. Das kurze, bollernde „Further Down“ entpuppt sich bald als irrelevantes Zwischenspiel, bevor der Titeltrack wiederholt, was Graves zuvor gut gemacht hatte, mit sphärischem Piano-Spiel schmeichelt und gegen Ende mit heftigen, dick aufgetragenen modernen Riffs „A Lullabye For The Devil“ würdig beschließt.
FAZIT: Experiment gelungen – DEADSOUL TRIBE reichern ihren Stil gekonnt an, ohne ihr Gesicht zu verlieren. Modern bedeutet nicht zwangsweise anbiedernd, das zeigt Devon Graves mit diesem Mix aus modernem Metal und Progressivität im Genre- und auch Wortsinn.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.01.2008
Roland Ivenz
Devon Graves
Devon Graves, Roland "Rollz" Kerschbaumer
Adel Moustafa
Devon Graves (Flöte)
InsideOut
53:46
2007