Diese Norweger registrierte ich bisher immer als Stoner-Rockband, doch “From Dirt” bedient sich nicht bloß 30 Jahre alter musikalischer Versatzstücke, sondern auch des Besten aus der Zeit dazwischen bis heute. Das Ergebnis ist kurzweilig, hart und zündet nicht immer unmittelbar.
„Beyond Redemption“ etwa ist lahm bis kurz vor Schluss. Auch „The Ones Remaining“ geht eher Schritttempo, wuchtet die 70s-Einflüsse des Openers aber ein wenig zu Gunsten von Neunziger-Weltschmerz beiseite. Im Verbund mit Øyvind Osas schnaubender Wut werden EL CACO sehr heavy, bleiben aber unvorhersehbar bis zum Lösen der Handbremse am Ende des Tracks. Die Geschwindigkeit bricht sich ihre Bahn im dritten Song und einer ungewöhnlichen Kombination mit den nun zerbrechlichen Vocals. Der Refrain ist hymnisch, das Drumherum verschroben Indie-mäßig mit görenhaftem weiblichem Gastgesang. Dagegen wirkt der Groover „Solid Rest“ unspektakulär. „Shadows Of Undone“ bekundet Riff-Verständnis und baut nach ruhigen Passagen eine Tool-sche Soundmauer auf, welche das nachfolgende Stück mit vehementem Speed-Prügeln einreißt, dann aber einen stampfenden Gestus annimmt.
Wer nun glaubt, dies passe alles nicht zusammen, irrt. Frontmann Osa hält mit seiner variablen Charismastimme die an dunklen Farben reiche Musik zusammen. Der Tritt in den Hintern bleibt bei vordergründiger Melancholie ebenso bewahrt wie die latente Schräglage mancher Motive, die sehr zum Detailreichtum und damit zur Langlebigkeit des Albums beitragen. EL CACO lassen alten Rock ohne Nostalgie anklingen; sie knüppeln unbekümmert ohne Stumpfheit wie im Rauskicker „White Flag“; sie trauern im getragenen Hit „Love Delayed“ ohne Larmoyanz. Die Skandinavier spielen keine progressive oder ungewöhnliche Musik, lassen ihren Sound aber weder in ihrer Heimat, noch in Amerika oder Großbritannien verorten. Assoziation von Grunge über harten Punk bis zu sehr viel Metal sind auszumachen, doch keine möchte so recht greifen. Dies wird der Segen, aber auch der Fluch „des Diebes“ sein, weil „From Dirt“ sich nur durch die gute Musik, nicht aber durch Äußerlichkeiten an den Hörer bringen lässt.
FAZIT: Spartenfreie Rockmusik, die vordergründig treibend oder bedächtig sein kann, dahinter aber mehr verbirgt als laute und leise Stücke, nämlich Frische und Einfühlungsmöglichkeiten über einen längeren Zeitraum hinweg.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Øyvind Osa
Øyvind Osa
Anders Gjesti
Thomas Fredriksen
Black Balloon/Soulfood
45:06
2007