Nach wie vor sind ELECTRIC WIZARD das schmutzige Gesicht des Doom mit halbem Bein im Marijuana-Beet. Drogen machen dröge, und so kommt „Witchcult Today“ nicht mit der titelgebenden scheinbaren Modifikation des Genres zur Aktualität daher, sondern als lange und (zu) behäbige Szenescheibe für die Erlauchten.
Elitär sind die Briten allerdings in keiner Weise – schon gar nicht spielerisch, denn feurige Leads und trotz auferlegter Simplizität in diesem Bereich durchaus mögliche rhythmischer Variation sucht und findet man immer noch nicht. Dass sie seit 1993 nichts gelernt haben, möchte man nicht sagen, doch weiterentwickelt haben sie sich minimal, wobei ELECTRIC WIZARD gerade mit den neuerlich wieder etwas kompakteren Stücken sogar ihr Debüt in Erinnerung rufen. Der Titeltrack hört sich melodietechnisch an wie die trägen Acrimony zu ihren guten Zeiten, „Dunwich“ wie lethargische Solace und mit der allseits gegenwärtigen Vferwaschenheit des Sounds. Osborn hört sich ohne Halleffekte auf seiner Gesangsspur sicherlich noch unspektakulärer an – zumindest leiert er sich auf der Klampfe in „Satanic Rituals“ einige nette Fuzz-Leads aus den Fingern und sorgt in „Torquemada ‚71“ für ein Hook (endlich) durch seine Gesangslinie, auf der die Komposition allerdings zu lang herumreitet. Die Ideen sind eben rar gesät, so dass man sie auswalzen und mit künstlerischem Minimalismus rechtfertigen muss.
Die Monstertracks stehen am Albumende. „Black Magic Rituals & Perversions“ beschwört mit Horror-Synths und extremer Schwere die Vorliebe der Gruppe für H.P. Lovecrafts Geschichten herauf, ist jedoch mit ellenlangem Fiepkonzert am Ende mindestens die Hälfte seiner Zeit redundant. „Saturnine“ besteht programmatisch aus einem über zehn Minuten ausgebreiteten Riff und trabt am Ende verhalten im zischenden Spacerock-Sattel.
FAZIT: Nichts Neues aus dem Hause ELECTRIC WIZARD. Schwarze Messen und Magie in den Texten, Gras in der Nase und spannungsarme Kompositionen. Tiefenwirkung ergibt sich nur durch Lautstärke unter toxischem Einfluss. Damit bleiben die Engländer weiterhin ein Fall nur für Szenegänger, denn aufregenden Doom gibt es anderswo. Ebenfalls dumm: selbst in dieser traditionellen Ecke können Andere es nunmehr viel besser...
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Rob Al-Issa
Justin Osborn
Justin Osborn, Liz Buckingham
Shaun Rutter
Rise Above/Soulfood
58:53
2007