Man braucht schon länger eine Großpackung Farbstifte, um in Sachen Melodic Rock und Hardrock die Zusammenhänge der in diesem Bereich tätigen Bands und Bandprojekte durch die unzähligen Besetzungswechsel, Doppelbesetzungen, Gastauftritte etc. einigermaßen nachvollziehbar darstellen zu können. Für ein paar weitere Verästelungen in diesem Musiker-Stammbaum sorgen seit ein paar Jahren auch die von Gitarrist, Songwriter und Produzent Rolf Munkes (auch RAZORBACK, Ex-MAJESTY) iniziierten EMPIRE, bei denen die Belegschaft ebenfalls öfter mal wechselt, diese sich bisher aber stets wie eine Art All-Star-Projekt dargestellt hat. Daran ändert auch der Blick auf das neue Team beim mittlerweile vierten Longplayer nichts. Während es kaum noch überraschen kann, dass in der Rhythmussektion neben dem dauerhaften Neil Murray (WHITESNAKE, BLACK SABBATH) einmal mehr Mike Terrana auftaucht, der hier ebenso wie bei RAZORBACK den zu RAGE abgewanderten Andre Hilgers ersetzt, könnte das Fehlen des Namens Tony Martin, der auf den letzten beiden Alben zu hören war (das Debüt hatte noch Lance King von BALANCE OF POWER eingesungen), vielleicht kurz für enttäuschte Mienen sorgen. Dies allerdings nur bis man feststellt, was sein Nachfolger Doogie White hier für eine glänzende Leistung abliefert und man diesem einen großen Anteil am Gelingen von "Chasing Shadows" zusprechen muss.
Die bisherigen Arbeiten der Beteiligten, speziell aber eben die des singenden Briten bei RAINBOW, erweisen sich dann bei Songs wie "Child Of The Light", "Manic Messiah" oder "Mother Father Holy Ghost" (könnte auch gut auf einem ASTRAL DOORS-Werk stehen) ebenso als ideales Richtmaß, wie etwa DEEP PURPLE ("Angel And The Gambler" und bei "Manic Messiah" sogar mit "Child In Time"-Gedächtnisschrei) oder wie schon zuletzt die melodischen DIO und BLACK SABBATH ("The Rulers Of The World"). Damit hält dieses Album zwar keine spektakulären Überraschungen und auch keine Übersongs bereit, es überzeugt dafür aber mit traditionellem Hardrock im modernen Sound und auf gleichbleibend hohem Niveau. Bis auf wenige energischere Ausreißer wie dem tollen "The Alter" oder "Tahigwan Nights" reiht sich vordergründig im entspannten Midtempo eine eingängige Melodie an die nächste, die sich nicht allesamt sofort aufdrängen, aber schon nach kurzer Zeit neben der handwerklichen Klasse alleine schon durch den eindringlichen Gesang überzeugen können. Insgesamt liegen EMPIRE damit qualitativ auf Augenhöhe mit den nahverwandten CORNERSTONE, der Band, der der Sänger (derzeit auch im Arbeitsverhältnis bei MALMSTEEN) seit einigen Jahren sein Hauptaugenmerk widmet.
FAZIT: Bei EMPIRE quillt die verlässliche Kompetenz förmlich aus den (nicht vorhandenen) Rillen. Auf "Chasing Shadows" bekommt man zwar keine innovativen Sounds geboten, dafür aber "alte Schule - alte Klasse". Ein weiterer Genuss für den traditionsverwöhnten Hardrockgaumen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Neil Murray
Doogie White
Rolf Munkes
Mike Terrana
Metal Heaven
48:22
22.11.2007