Wie definiert sich eigentlich "Viking Metal"? Musikalisch lässt sich dieses Genre nur schwer eingrenzen, kann es doch anscheinend von traditionellem Metal über Doom bis Black Metal fast alles bedeuten, so lange es sich lyrisch um bestimmte Themen dreht. Und so bezeichnen auch die deutschen FIMBULTHIER ihre Musik als "Viking Metal", obwohl man mit Bands wie z.B. BATHORY oder MOONSORROW, die oft diesem Stil zugeordnet werden, kaum etwas gemeinsam hat.
Das stimmungsvolle Intro deutet bereits einige Hauptmerkmale dieses Debüts an: Nach dem einzigen Keyboardpart des gesamten Albums wird dessen Melodie von einem schönen mehrstimmigen Gitarrenarrangement aufgegriffen. Ein leichter Folk-Einfluss ist zu vernehmen. Der anschließende Opener "Blinded By Hypocrisy" festigt diesen Eindruck: Sehr melodischer Metal, zwar mit aggressivem Gesang, aber vor allem einer dominanten, ausgefeilten Leadgitarrenarbeit. Anstatt klassischer Soloparts werden meist den ganzen Song über immer wieder Melodien, mehrstimmige Harmonien oder folkloristisch angehauchte Parts geboten, sehr schön arrangiert und gefühlvoll gespielt. Damit ist man rein musikalisch gesehen gar nicht so weit von einer Band wie BLIND GUARDIAN entfernt.
Dies wird ergänzt durch einige Einflüsse aus dem schwedischen Melodic Death, die sich aber auf vereinzelte Gitarrenparts, wie die typischen, schnell gespielten Harmonien, beschränken (ganz grob in Richtung frühe IN FLAMES oder AT THE GATES). In einem Song wie "Ragnarök" liebäugelt man auch mal mit der schwarzmetallischen Auslegung des Begriffs Viking Metal, wobei man dies dann wiederum mit an THIN LIZZY erinnernden, doppelläufigen Riffs verbindet. Und das funktioniert auch noch ziemlich gut!
Ansonsten überwiegt aber der Anteil an traditionellem Metal, der ein ums andere Mal dezent an die Anfangszeit und mittlere Phase von BLIND GUARDIAN erinnert, ohne deren spätere Progressivität oder den Bombast- und Spuren-Overkill. Zu nennen wären hier neben der melodischen Leadgitarrenarbeit auch die häufig eingesetzten 6/8-Grooves, wie z.B. beim etwas zu lang und eindimensional geratenen "With Fire And Claws". Auch diverse Speed-Metal-Riffs wie beim nachfolgenden "Battlesong" festigen diesen Eindruck. Genauso wie natürlich die vereinzelt eingesetzten Akustikparts wie beim abschließenden "Epilog", das durchaus (rein musikalisch) an Lagerfeuernummern wie "The Bard´s Song" erinnert.
Gesanglich geht man aber deutlich extremer zu Werke als die Krefelder Fantasy-Metaller. Bassist und Gitarrist teilen sich die Vocals, wobei die hauptsächlich eingesetzte Stimme etwas Black-Metal-lastiger, also höher krächzend klingt, während die andere mit tiefem Grollen eher dem Death Metal zuzuordnen ist. Der Gesang ist aber für diese Stilistik noch gemäßigt, so dass auch tolerante Traditionsmetaller damit keine Probleme haben sollten. Allerdings wirkt das Ganze über die gesamte Albumspielzeit etwas eintönig, nur aufgelockert durch vereinzelt eingesetzte Männerchöre. Diese klingen leider ziemlich schwach, viel zu kraft- und emotionslos, so dass sich nicht das erhoffte epische Gefühl einstellen mag. Eher erinnert man bei diesen Parts etwas an diverse Mittelaltermarkt-Gruppen.
Viele der Songs wirken zu sehr in die Länge gezogen. Einzelne Parts werden oft wiederholt, trotzdem fällt es schwer, einen echten Höhepunkt auszumachen, es fehlen markante Refrains. Zwar drängen sich die eingängigen Gitarrenmelodien auf, der Gesang bleibt aber blass. Es fehlt auch an Dynamik, viele Songs klingen von Anfang bis Ende relativ gleichförmig. Es reiht sich Riff an Riff, jedes für sich interessant, und eine schöne Gitarrenmelodie an die nächste, aber man weiß oft nicht so recht, wo es nun hingehen soll.
Auch die Drums können leider mit der guten Vorlage an der Gitarrenfront nicht mithalten, weder produktionstechnisch, noch spielerisch. Viel zu einfalls- und vor allem leblos klingt das Schlagzeug. Das Booklet und das Infoblatt geben hierzu zwar keine Auskunft, aber ich würde mal vermuten, dass aufgrund eingeschränkter Aufnahmemöglichkeiten notgedrungen ein Drumcomputer verwendet wurde. Zumindest klingt es sehr stark danach, was den Hörgenuss etwas schmälert. Allerdings muss man berücksichtigen, dass es sich bei vorliegendem Debüt vermutlich um ein fast vollständig in Eigenregie produziertes Album handelt. Unter diesen Umständen geht der Sound völlig in Ordnung, besonders die Gitarren klingen richtig gut, mit fetten Riffs und schön "singenden" Leads.
FAZIT: FIMBULTHIER liefern mit "The Battle Begins" einen ordentlichen Einstand ab. Man bietet hauptsächlich sehr melodischen Metal, angereichert mit diversen Zutaten extremer Spielarten. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands, die man diesem Genre zurechnet, geht man gemäßigter und weniger episch, dafür deutlich folkloristischer zu Werke. Wenn man auch manchmal den Eindruck hat, dass die Band noch nicht genau weiß, wo sie stilistisch hin will, so überzeugt doch vor allem die ausgefeilte Gitarrenarbeit. Wenn man dieses Potential nutzt, das Songwriting noch etwas verfeinert und strafft, und die vor allem produktionstechnischen Mängel an den Drums und Vocals beseitigt, steht einem überzeugenden zweiten Album nichts mehr im Wege. Stilistisch nicht festgelegte Fans von Bands wie BLIND GUARDIAN oder auch ENSIFERUM, sowie Liebhaber folkloristischer Melodien können auch gerne jetzt schon mal ein Ohr riskieren.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Marc
Marc, Yves
Yves, Lars
Stefan
TrollZorn
53:29
2007