Ich bin immer ein wenig skeptisch, wenn ich den Namen Michael Voss höre, da mir die bisherigen Veröffentlichungen, an denen der CASANOVA-Frontmann beteiligt war, nie besonders zusagten. In diesem Fall waren meine Vorurteile jedoch unbegründet, er zaubert dem ehemaligen MSG-Sänger GARY JOHN BARDEN auf dessen drittem Soloalbum einen fetten Sound mit kraftvollen Drums und krachenden Gitarren. So könnten durchaus auch Metalfans an “Love & War” Gefallen finden, obwohl man sich musikalisch eher dem Hard Rock verschrieben hat. Dieser wird jedoch sehr riffbetont und manchmal auch leicht dunkel und mystisch angehaucht dargeboten, gänzlich ohne Kitsch und Schmalz. Hauptsächlich stampfend und im mittleren Tempo gehalten, bewegt man sich damit grob im Bereich von Bands wie DIO.
Erfreulicherweise klingt fast das gesamte Album wie aus einem Guss, was bei dieser Art von Projekten, ob sie nun Soloalben genannt werden oder nicht, meist eher nicht der Fall ist. Zu oft werden Konstellationen von Plattenfirmen zusammengestellt, was dann leider in einem Sammelsurium an Songs und Stilistiken endet. “Love & War” jedoch erweckt den Eindruck, aus einer einzigen Songwriting-Session einer festen Band entstanden zu sein. Lediglich der einzige echte Ausfall, der fröhliche Rock´n´Roller “Burn On The Flame”, mag nicht zum Rest des Materials passen, und zum Abschluss gibt es mit dem Quasi-Titeltrack noch eine schöne, atmosphärische Ballade zu hören. Ansonsten herrscht der krachende, angenehm heavy produzierte Hard Rock vor.
Die einheitliche Stilistik ist aber leider auch ein kleiner Schwachpunkt des Albums, auf Dauer wirkt das Material zu gleichförmig und zu wenig überraschend. Meist im gleichen Tempo gehalten, durchbricht kein schneller Song und keine ruhigere Nummer das klangliche Einerlei. Stattdessen gibt es immer wieder ähnliche Gitarrenriffs, meist bestehend aus einfachen Powerchords, und stampfende Grooves zu hören. Überhaupt ist das Album sehr basisch arrangiert und klingt größtenteils betont nach “kleiner Besetzung”: eine Stimme, eine Gitarre, Bass und Drums. Genauso könnte das Ganze auch auf einer Bühne klingen. Keyboards werden lediglich zur dezenten Unterstützung eingesetzt, die einzelnen Ideen werden meist sehr straight und klar präsentiert, ohne größere Arrangements. So werden z.B. mehrstimmige Gitarrenleads eher spärlich eingesetzt. Wird jedoch mal etwas aufwändiger zu Werke gegangen, wie z.B. beim atmosphärischen “The Last Samurai” mit Doublebass-Einsatz und großen Chören, oder bei “Voices In The Rain” mit tollen Gitarrenharmonien und leichtem Queensryche-Touch, lässt dies den Hörer direkt aufhorchen. Davon hätte es ruhig ein wenig mehr geben dürfen. Ich persönlich hätte mir auch ein paar zwingendere Refrains und stärkere Melodien gewünscht. Neben den eben genannten sind vor allem noch “Unchain Me” und “Deja Vu” echte Highlights, einigen der anderen Tracks mangelt es etwas an starken Hooks. Garys Stimme kann jedoch absolut überzeugen, rauh und leicht bluesig, kraftvoll, aber immer melodisch.
FAZIT: Exzellent produzierter, knackiger Hard Rock mit tollem Gesang. Songwriting und Arrangements könnten stellenweise noch zwingender und abwechslungsreicher sein, trotzdem empfehlenswert.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.01.2008
Gary John Barden
Michael Voss
Marco Minnemann
Escape Music
41:58
2007