Obwohl „Night“ immerhin schon der vierte Output von GAZPACHO ist, ist dies mein erster Kontakt mit dieser Band. Dem Namen nach waren sie mir als eine der Lieblingsvorbands von MARILLION bekannt, so beliebt, dass sie auf dem bandeigenen Label Racket Records erscheinen dürfen. Somit war ich gespannt, was mich denn bei dieser Reise in die Nacht erwarten würde.
Verblüffend ist zunächst einmal die frappante Ähnlichkeit des Gesangs von Jan Henrik Ohme mit dem von Steve Hogarth. Da sich GAZPACHO zudem musikalisch sehr stark an den neuen MARILLION orientieren, könnte man manchmal fast glauben, man würde dem neuesten Album der Briten lauschen. Insbesondere am Gesang werden sich die Geister scheiden. Wer den leicht weinerlichen Gesang von Steve Hogarth noch nie leiden konnte und insgeheim dem guten alten FISH hinterher trauert, der braucht seine Lauschlappen gar nicht erst in Richtung GAZPACHO auszustrecken.
Ungeachtet aller vorhandenen Ähnlichkeiten würde ich GAZPACHO jedoch nicht als MARILLION Klon einstufen, da sie es durchaus verstehen ihre ganz eigenen Duftmarken zu setzten. „Night“ ist zunächst einmal ein philosophisch angehauchtes Konzeptalbum über die Frage, was ist Realität und was ist Traum. Dabei verbreiten die Norweger eine überwiegend melancholische bis düstere Stimmung. Die fünf Songs des Albums fließen förmlich ineinander über. Wie im New Artrock allgemein üblich lassen sich GAZPACHO bei der Entwicklung der einzelnen Songs mächtig Zeit. Da kann natürlich schon mal ein wenig Langeweile aufkommen, wenn beispielsweise der Opener „Dream of Stone“ über 17 Minuten dahintickt und nur ab und an mal musikalische Temperamentsausbrüche zu vernehmen sind. Andererseits ist dieses Album wunderbar atmosphärisch und relaxed. Bisweilen gelingen GAZPACHO, insbesondere wenn die Violine einsetzt, geradezu magische Momente.
FAZIT: Alles eine Sache des Geschmacks: Stimmungsvoller New Artrock oder auf CD gepresste Langeweile. Wer allerdings MARILLIONs „Marbles“ mochte, dem wird GAZPACHOs „Night“ bestimmt gefallen. Sicherlich kein ganz großer Wurf, aber deutlich qualitätsvoller als MARILLIONs neuestes Werk „Somewhere Else“.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Kristian Olav Torp
Jan Henrik Ohme
Jon-Arne Wilbo
Thomas Andersen
Robert Risberget Johansen
Thomas Andersen, Mikael Krømer (programming), Mikael Krømer (violin)
Just for Kicks/Racket Records
53:21
2007