Es gibt schon ein paar Live-Dokumentationen von Glenn Hughes, doch dieser Mitschnitt aus Sydney aus dem Sommer 2006 zeigt "The Voice Of Rock" von einer noch etwas anderen Seite. Im kleinen, intimen Rahmen aufgenommen, fehlt diesmal nämlich der Drummer, ebenso wie der Strom. Na ja, letzteres zumindest fast, soll dies doch lediglich ausdrücken, dass der Gitarre und Bass spielende Ausnahmesänger vor kleinem Publikum im bestuhlten Club "The Basement" einen Akustikset gespielt hat. Unterstützt wurde er dabei vom zweiten Klampfer und langjährigem Weggefährten JJ Marsh, einem zurückhaltenden Keyboard, sowie einem kleinen, vierköpfigen Streicherensemble.
Was besinnlich und gemütlich klingt, ist es auch, zumindest größtenteils. Wenig zum Abrocken, dafür viel zum Lauschen und Entspannen enthält dieses Album; und natürlich zum Staunen, denn eine Stimme wie die von Glenn Hughes wird niemals zur Routine, schon gar nicht, wenn sie so frei zur Entfaltung kommt wie hier. Inbrünstiger als bei Songs wie "This Time Around" oder dem MOODY BLUES-Cover "Nights In White Satin", gefühlvoller als bei "Frail" und "The Divine" geht es kaum. Wie auf dem letzten Studiowerk "Music For The Divine", von dem bezeichnenderweise gleich vier Songs vertreten sind, steht dabei die längst nicht mehr geheime Liebe des Briten zum Blues, Funk, mehr noch aber zum Soul klar im Vordergrund. Auch die älteren Stationen seiner Karriere, die der Brite vor den Songs oft auf humorige Art erläutert, interpretiert er hier ein wenig anders als man sie kennt, aber spätestens bei den vertretenen DEEP PURPLE-Nummern dürfte auch dem Hardrockfreund das Herz aufgehen. Bei seinem entfesselten Spiel mit der Stimme, die er auch immer wieder in kreischende Höhen treibt, wird weder das oft gehörte "Mistreated", noch der PROCOL HARUM-Klassiker "A Whiter Shade Of Pale" langweilig, im Gegenteil: höchster Gänsehaut-Faktor steht auf dem Programm.
Gegen Ende begeistert Hughes das einheimische Publikum bei dem funkig gespielten, weiteren DEEP PURPLE-Track "Gettin´ Tighter" noch im Duett mit dem in Australien sehr erfolgreichen Sänger Jimmy Barnes und beim Hören vor der Anlage schwingt bei mir schon längst der Neid mit, einem Auftritt in dieser persönlichen und eindringlichen Atmosphäre wohl niemals beiwohnen zu können. Vielleicht kann die DVD-Version, die ebenfalls von diesem besonderen Live-Erlebnis erhältlich ist, den "Verlust" noch ein wenig mindern. Am besten wäre jedoch, Mr. Hughes käme mit nicht viel mehr als seinem Gitarrenkoffer bewaffnet auch mal bei uns in den Clubs vorbei.
FAZIT: Der Sänger mit den vielen Gesichtern zeigt sich diesmal live und unplugged. Wer seine Stimme liebt, wird dieses Album lieben - Glenn Hughes pur wie selten zuvor.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.01.2008
Glenn Hughes
Glenn Hughes, Jimmy Barnes
Glenn Hughes, JJ Marsh
Lachlan Doley
Tom Fitzgerald, Michelle O´Young (violin), John Philp (viola), Julia Ryder (cello)
Edel Records
76:46
2007