HIM-Altverwertung die Zweite. "The Harder Side of HIM", so der inoffizielle Untertitel dieser Scheibe, und das liest sich doch schon mal besser, als beim Vorgänger, auf dem es die geballte Schmuse- und Trauerballadenmacht der Finnen zu spüren gab. Dem bin ich zum Glück entgangen - was nicht bedeuten soll, dass ich grundsätzlich eine Abneigung gegen Ville Valo & Co. pflege. Den ersten Alben der Band mit ihrem melancholischen Düsterrock, der damals noch einigermaßen originell war und bei dem man auch noch als TYPE O NEGATIVE-Fan aufhorchen konnte, war nämlich durchaus noch einiges abzugewinnen. Erst als der HIM-Stil durch den immensen Erfolg bei der herzbeschmerzten Teenieschar kalkulierter und weichgespült auf diese Zielgruppe zugeschnitten wurde, verlor die Band zwangsläufig an Bedeutung.
Auf der Fortsetzung des Best-Of-Sparschweins, dessen Schlüssel das alte, verlassene Label in der Tasche hat, kommt einem die Band jetzt also auf die harte Tour. Als erstes fällt hierbei schon mal der fette Sound auf, der mich zum Sprint zur Anlage gezwungen hat, um das normal eingestellte Volume runterzudrehen und "Ruhestörungen" zu vermeiden. Dementsprechend kräftig legt die Scheibe dann auch mit "Buried Alive By Love" fast im NU-Metal-Manier los. Der Track wurde wie die anderen vertretenen HIM-Hits neu gemixt und zum Teil als brachialere Versionen neu eingespielt. Die meisten Songs erfahren hierdurch tatsächlich eine deutliche Aufwertung (auch wenn das die romantische Hörerfraktion vermutlich anders sehen wird). Die tiefgestimmten Klampfen knarzen vielmals beachtlich und machen trotz der unverkennbaren Stimme Vallos aus den Heartbreakern bei einem Song wie "Beautiful" fast schon eine psychodelische Stoner-Truppe, während an anderer Stelle wie "The Begining Of The End" und "Soul On Fire" durch elektronische Soundtüfteleien gemäßigter Industrial (in etwa der PAIN-Kategorie) Einzug hält. Dazu kommen noch ein paar Liveversionen, darunter das ausufernd vorgetragene BLACK SABBATH-Classix "Hand Of Doom", mit dem die Band ebenso Geschmack beweist, wie mit ihrem TURBONEGRO-Tribut "Rendezvous With Anus" (bei dem sich Ville beim Gedanken ans Abspielen im Kinderzimmer bestimmt schon des Öfteren ins Fäustchen gelacht hat).
Ich will (und kann) jetzt nicht zu jedem einzelnen Song die konkreten Unterschiede zu den Originalen benennen, und vermutlich braucht man dieses Teil als Fan bestenfalls zur Komplettierung der Sammlung, aber aus "neutraler" Sicht klingt hier durch die ruppige Umsetzung vieles (nicht alles, "Pretending" verleitet weiterhin zum skippen) interessanter, als das Meiste, was in den letzten Jahren von den "Bitterness"-Finnen zu hören war.
FAZIT: Hörbarer als man denken könnte bzw. mancher wahrhaben will. Nie war der Spruch "Meine Freundin hört die!" so wertvoll wie heute.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Mikko Heinrik Julius Paananen
Ville Valo
Mikko Viljami Lindström
Jani Purttinen
Mika Kristian Karppinen
G.U.N.
62:27
2007