Die Ochsentouristen HEMLOCK passen so gar nicht zu ihren hippen Konzertpartnern. Zwar klingen auch sie amerikanisch, doch modisch dicke Hosen haben Andere an. Dafür unterscheiden sich die Musiker aus Las Vegas aber stilistisch deutlich von gerade monetär erfolgreichen Flautenwellen, die es bis an unsere Küsten schaffen.
Jeder Track ist anders auf „Bleed The Dream“, ohne dass die Erzeuger sich der Zerfahrenheit schuldig machten. „My Eyes Itch“ tönt wie metallische Pro-Pain auf einer Dampfwalze und mit einem virtuos aufgelegten Gary am Bass während eines Breaks. Dissonant-lärmend gerät „Weakman Suicide“ mit simpler Akkordfolge und krudem Akustik-Abgang. Die gegen feigen Suizid gerichteten Lyrics deuten den Fingerzeig-Faktor der Band bereits an, was im entweder artifiziellen oder gewollt bösen Einerlei heutiger Spartenbands geringfügig konstruktiver ist. „The Platinum Lie“ baut musikalisch mit cleanen Tönen und Basspuls Atmosphäre auf, wo Chad Smith anderswo meist die Variation zersingt, auch wenn seine raue Stimme wegen ihrer Uneigenständigkeit letztendlich passt; zu sehr ist man diesen Klang gewohnt.
So halten sich Unkonventionalität und Vorhersehbarkeit in etwa die Waage auf „Bleed The Dream“. Die Band komponiert nicht willkürlich und denkt sich etwas bei den kurzen Eruptionen wie auch Experimentellem - beispielsweise dem Titeltrack. Sprechgesang sollte sie hingegen bleiben lassen – meine persönliche Einschätzung –, während hymnischer Klargesang ihnen gut steht, weil er nicht aufgesetzt wirkt. Zwischen griffigen Refrains haben sich auch einige unauffälligere Stücke eingemogelt, was am Ende ein knapp über dem Durchschnitt rangierendes Album ergibt, das sich nirgends richtig andient und es deshalb leider schwer haben dürfte.
FAZIT: Diesen Schierlingsbecher trinkt man gerne zumindest zur Hälfte leer. Der Inhalt ergießt sich über die berechnende Konkurrenz im trendigen Post- wie Metalcore-Segment, wo einem halbgare Jungfrauenriffs als authentisch (autistisch?) metallisch vertickt werden. Dass die Angeprangerten dabei leider nicht verrecken, legt nicht an HEMLOCK, sondern am Business...netter Deathcore mit vielen Nischen und unrunden Ecken, an denen man sich gerne stößt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2008
Chad Smith
Chad Smith, Brandon Crane, Bryan Gentry
Brandon Crane, Bryan Gentry
Bobby Blood
Candlelight/Soulfood
44:22
2007