Der ehemalige SCORPIONS-Drummer Herman Rarebell meldet sich mit eigener Band zurück. Wobei die Bezeichnung HERMAN RAREBELL & BAND etwas irreführend ist, tatsächlich wurde das Album mit verschiedensten Musikern zusammengestellt, und die Songs stammen wohl auch aus unterschiedlichen Quellen. Lediglich Sänger Stefan Erz und Saxophonistin Claudia Raab werden optisch als Bandmitglieder dargestellt. Es handelt sich bei letzterer zwar um die Ehefrau des Drummers, musikalisch wird der Status aber eher weniger gerechtfertigt, steuert sie doch nur vereinzelte Parts in einigen Songs bei. Aber immerhin ist sie kompositorisch viel aktiver als ihr Mann und kann sich bei über der Hälfte der Tracks Credits sichern. Ich finde es etwas merkwürdig, wenn Herman Rarebell einerseits herauskehrt, dass er ein wichtiger Songwriter für die SCORPIONS gewesen sei, aber andererseits auf dem eigenen Album nur ein einziges Lied beisteuert. Aber gut, es muss ja kein Nachteil sein, sich von außenstehenden Songwritern die passenden Nummern schreiben zu lassen. In diesem Fall ist es aber leider auch kein Vorteil...
Übelst belanglose Rock-Nummern bekommt der Hörer geboten. Im ersten Track werden mit den Background-Gesängen noch Erinnerungen an Klaus Meine geweckt, das war es dann aber auch schon wieder mit den alten Zeiten. Vom Sound seiner ehemaligen Band oder auch nur ansatzweise "hartem" Rock ist Herman Rarebell meilenweit entfernt. Stattdessen orientiert man sich eher an harmlosem Blues Rock oder an Bands wie AC/DC (nur deutlich gemäßigter), was noch durch Stefan Erz verstärkt wird, der eine entsprechende Stimme mitbringt, aber auch mit einer aufgesetzt wirkenden Rock´n´Roll-Attitüde nervt.
Natürlich dürfen auch die sexuellen Anspielungen in Form von Songs wie "Let Me Rock You" wieder nicht fehlen (obwohl ja andere Schreiber am Werk waren). Bei "Rough Job" belästigt man den Hörer dann sogar mit penetrantem Hintergrundgestöne. Aber auch ansonsten bieten die lyrischen Ergüsse echte "Qualität": Mit dem "Na na na na, Na na na na"-Refrain vom abschließenden "I´m Back" könnte man problemlos bei jedem Schlager- oder Volksmusikfestival auftreten. Musikalisch wäre dieser Track dort auch gut aufgehoben, genauso wie die furchtbare Ballade "Your Love Is Hurting". Und "Heya Heya" ist zwar eine Coverversion, reiht sich aber mit der kongenialen Textzeile "oh, oh, oh, oh, oh... yeah" wunderbar ein. Bei diesem Track (wie auch beim Eröffnungsstück) übernimmt der namensgebende Schlagzeuger übrigens selbst die Leadstimme, allerdings kann man ihn mit seinem tiefen Sprechgesang nicht wirklich als Sänger bezeichnen.
Womit wir zum wirklich tragischen Teil der Platte kommen: Herman Rarebell liefert auch noch die Vocals für die völlig verhunzte Version von "Rock You Like A Hurricane". Was er sich dabei gedacht hat, ist mir absolut schleierhaft. Sich überhaupt diesen Klassiker vorzunehmen, ist bereits diskussionswürdig und wohl rein marketingtechnisch bedingt. Den Song dann aber mit elektronischen Spielereien, Drumloops und einer Art schlechtem Rap-Gesang "aufzupeppen", ist jenseits jeglichen Geschmacks. Zusätzlich wurden alle Leadgitarren gestrichen oder durch Keyboards und Saxophon ersetzt. Im Endeffekt klingt es dadurch wie eine am Heim-PC erstellte Midi-Version eines jungen Nachwuchsmusikers, der dazu mal die Gitarrenriffs üben wollte und seinen Papa rappen lässt...
Lediglich das von Sänger Stefan Erz verfasste, leicht düstere "Freak Show" kann ansatzweise überzeugen, hier bekommt man neben psychedelisch angehauchten Strophen wenigstens mal einen echten Hard-Rock-Refrain mit eingängiger Melodie geboten. Aber damit fällt der Song traurigerweise völlig aus dem Rahmen.
Die Produktion klingt ziemlich saft- und kraftlos, aber das war wohl beabsichtigt. Richtig verzerrte Gitarren gibt es eher selten, meistens nur leicht verstärkte, Radio-kompatible Sounds. Ausgerechnet das Drumming ist auch eher dürftig und meist extrem einfach gehalten. Ein Instrumentalstück wie "Drum Dance" im Booklet als "Drum Solo" zu bezeichnen, ist eigentlich ein Witz. Außer ein paar simplen Tribal-Percussions werden hier nur ganz straighte Beats gespielt.
FAZIT: Ich habe durchaus Respekt vor Herman Rarebell und dem, was er mit den SCORPIONS geschaffen und erreicht hat. Ein Musiker wie er könnte sich doch problemlos eine hungrige Band zusammenstellen, die ihm ein paar fetzige Hard-Rock-Songs schreibt. Dann könnte er sicher auch eine Menge alter Fans wieder auf seine Seite ziehen. Aber mit "I´m Back!" hat er gleich mehrfach daneben gegriffen. Völlig vorbei an der anvisierten Zielgruppe, und eine andere wird er mit diesem Material auch schwerlich für sich gewinnen können. Leider nicht zu empfehlen.
Punkte: 3/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.01.2008
Thomas Perry, Jens Peter Abele, Randy Nauert
Stefan Erz, Herman Rarebell
Thomas Perry, Jens Peter Abele, Winnie Thomaschewski, Horst Luksch, Wiggi Raab
Marquis de Schoelch, Tom Heinrich Stumpf
Herman Rarebell
Claudia Raab (Saxophon)
Mausoleum
49:10
2007