Im Feld zwischen Marihuana-freiem Stoner, hartem Kern und schwerem Metal sind HIGH ON FIRE nach wie vor zu Hause. Ihr neustes Album ist das beste, welches ich bisher von ihnen gehört habe.
Allerdings macht das Trio wieder den Fehler, seine Midtempostücke nicht mitreißend genug zu gestalten. Gerade der Titeltrack ist nach zwei energischen Auftaktstücken ein kleiner Dämpfer: zu lang und mit Konzentration auf den Lyrics, welche Matt Pikes zwar variable, aber nicht wirklich ästhetische Säuregurgelstimme nicht auf Dauer ins Zentrum der Höreraufmerksamkeit tragen kann. Klasse sind HIGH ON FIRE stets im Nach-vorne-Stürmen, etwa in „Fury Whip“, gespickt mit Lemmy-Stimme, punkigem Flair und Metal en Masse durch Solos und Doublebass am Ende. Da merkt man Jack Endino dem Produzenten seinen Alternative-Background kaum an; immerhin garantiert sein Name den von Relapse stets gern bemühten Coolnessfaktor ihrer Bands.
Im Laufe der Scheibe kristallisiert sich ein leichter Hang zur Vertracktheit heraus. Prog äußert sich klanglich im Einsatz eines Mellotrons, strukturell durch die epischer ausgerichteten Arrangements und stimmungsvollen Zwischenspiele. Mit „Turk“ ist aber ebenso ein Ohrwurm vertreten, dessen „substance abuse and immorality“ man gerne zustimmt. Der Ace-Of-Spades-Tributpreis geht an „Headhunter: Break, Catchphrase und ab dafür im rotzverschmierten Outfit lassen die Motörköpfe wohlwollend nicken. Mit Nennung dieser beiden Komponenten – intelligentes Songwriting und unbekümmerter Punk – ist die Bandbeschreibung auch ziemlich komplett. Das Plus macht dieses mal die hohe Dichte der catchy Stücke aus, denn intensiv ist HIGH ON FIREs Ruppigkeit schon immer gewesen. Relapse haben den Mastodon-Komplex und versuchen den Verlust mit angeblich ähnlichen Bands zu kompensieren. HIGH ON FIRE mögen verwandt klingen, sind aber einfacher und gerade deshalb leichter zugänglich. Unantastbar sind die Überschätzten, nunmehr vom Majorlabel gefütterten Dickhäuter ohnehin nicht, aber dies nur nebenbei.
FAZIT: Nach wie vor gilt, dass HIGH ON FIRE Pflichttest sind für Freunde von Down oder den ewig übersehenen Solace. Dickster Rock paart sich mit Ideenreichtum, Hardcore-Aggression mit metallischer Grundhaltung zu mehrheitlichen Sofortzündern. Sehr stark mit Hang zur minimaler Ermüdung am Schluss (Stichwort: Vocals zu unflexibel).
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.01.2008
Joe Preston
Matt Pike
Matt Pike
Des Kensel
Relapse/Rough Trade
56:41
2007