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Hyems: Antinomie

Stil: Black / Death Metal

Cover: Hyems: Antinomie

Böse Falle: Diese Deutschen könnten in optischer Hinsicht angesagter Metalcore sein, entpuppen sich jedoch als brutal-intensive Schroter zwischen Tod und Schwärze, deren verneinend-aggressives Moment nicht aufgesetzt klingt.

Allein die Texte garantieren dies: problematisch ist Deutsch für den Muttersprachler bekanntlich häufig, wenn er es in anglophon geprägtem Kontext des Rock hört. Auch im Falle von HYEMS meint man manchmal, die Drohung des Verspeisens wäre an den Zeilenauslaut gegangen, doch allgemein sind diese Lyrics abgrundtief und nicht peinlich. Das extreme Belfern und Zischen von Andreas (Jungens – wenigstens die Nachnamen hättet ihr hinzunehmen können; so entsteht eine Diskrepanz zwischen eigentlichem und erwarteten Bandkonzept, zwischen Schülercombo und poetisierter Gewalt...) lässt keine Zweifel an der Echtheit der Gefühle aufkommen.

Die Musik bewegt sich im Genrerahmen; die Härte ist enorm, wird auch von der Produktion forciert und bietet trotzdem genügend Abwechslung durch cleane Gitarrentöne und sporadische Leadparts. Rhythmisch variantenreich, ohne proggige Haken zu schlagen, geht vor allem der Drummer zur Sache. Die Riffs sind melodiös auf schartige Weise – nicht süßlich, wenngleich HYEMS nach Skandinavien geschaut haben. Der Frost liegt also über allen Stücken; nur „Als Ob Es Kein Morgen Gebe“ planiert auf amerikanische oder britische Art den Weg. Das Album ist nicht zu lang, weil HYEMS kaum Zeit zur Ruhe lassen, so dass sich die Intensität mit zunehmender Laufzeit auch ein wenig relativiert. Irgendwann erreicht man den Punkt, an dem Steigerung unmöglich wird - Mehr als Kollaps geht eben nicht. Davon abgesehen gehört diese Band für mich zu den interessanteren nationalen Newcomern: Klischees meidend und dennoch vorhersehbar; brachial, aber aus ehrlicher Überzeugung und nicht unter dem Zwang von Genreregeln. Da braucht es auch keine Lay-Down-Rotten- und Dew-Scented-Gastprominenz zur Bestätigung. Watain und Marduk sind nicht die falschesten Referenzen des Infoschreibens, und umso besser ist es, dass hier politisch wertfrei aufgetischt wird; die Kalorien muss man hier nicht in den Parolen suchen.

FAZIT: Black-Death-Elemente im auf die Stimmung und Attitüde bezogenen sekulären statt phantastischen oder religiösen Kontext machen noch lange keine Trendmusik. HYEMS sind schwer im Magen liegender Wintersound - jedoch nicht, weil im Wald die Heizung fehlt, sondern wegen postmoderner, urbaner Kälte.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008

Tracklist

  1. Praeludium
  2. Syphilisation
  3. Dekadenica
  4. Tum Hiems (Carmen Extulit Horridulum)
  5. Unantastbar
  6. Hiems Atra
  7. Als Ob Es Einen Morgen Gebe
  8. Vater, Ich Brenne
  9. Störgeräusch
  10. Serum 144
  11. Extroduction

Besetzung

  • Bass

    Florian

  • Gesang

    Andreas

  • Gitarre

    Dennis, Danny

  • Schlagzeug

    Hussein

Sonstiges

  • Label

    Restrain Records

  • Spieldauer

    45:17

  • Erscheinungsdatum

    2007

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