Mit ihrem dritten Album in zehn Jahren melden ILLNATH Hoffnungen auf einen festen Platz im Karussell der Melodic-Schreigrunz-Metal-Kirmes. Professionell gehen sie die Sache fürwahr an, wenn auch nicht alle Stücke überzeugen können.
„Second Skin Of Harlequin“ ist eines dieser Alben, die viele Assoziationen zulassen und seinen Erzeugern damit nicht zur Eigenständigkeit gereichen. Konkret bedeutet das für die dänische Gruppe: Cradle Of Filth schimmern gesanglich durch, aber nicht in der Güte der Lyrics; musikalisch klingen mindestens zehn andere Bands an, wobei die Hittigkeit von In Flames sowie die Rotzigkeit und spielerische Brillanz von Children Of Bodom jeweils nicht erreicht wird. Gleichwohl gibt es zahlreiche gute Riffs und Leads zu hören, mit denen sich die Band um Abwechslung bemüht. Rhythmisch ist man im europäischen Metal aller Arten verwachsen – vom skandinavischem Gehämmer bis hin zu Melodic-Speed-Gehoppel, Das Keyboard ist permanent präsent und selten so fantasievoll gespielt wie in „Clockwork Of Time“ mit Spinettklängen. Björn „Narrenschiff“ Holter besitzt ein für sein Genre variables Organ und verkneift sich jeglichen clean-Kitsch; dafür ist sein tiefer Septic-Flesh-Growl in „Virgin Soil“ cool.
Das Album besticht weiterhin durch seine angenehme Ungehetztheit und ist nicht überkandidelt trotz des unkreativen Ein-Mann-Orchesters an den Tasten. Metalgitarre ist eindeutig die Basis von ILLNATH, Midtempo bevorzugt, aber nicht durchgehend. Dadurch ergeben sich einige eingängige Stücke, die zwar nicht killen, aber doch gediegen rocken – Black Metal als Stilbezeichnung ist ziemlich unglücklich seitens des Labels gewählt. Der treibende Opener bietet feine Soloarbeit und einen als solchen erkennbaren Chorus. „Pieta“ überbietet dies noch hinsichtlich des Gitarrenheldentums und ist ein moderner Eurospeed-Feger mit Hookfaktor. Ebenso Deathdisco-kompatibel ist das Anschlusstück, welches Akustikgitarren auflockern. Wie erwähnt wird es immer dann weniger schön, wenn die Bezüge offenkundig werden – so im seichten Bodomsee „She The Plague“ und dem schalen Schmutzwiegenhorror von „Feathers Shall Fall“. Dann haben ILLNATH etwas von langweiligen Catamenia und anderen Kleisterkeyboard-Estremisten, obwohl sie viel mehr können.
FAZIT: Nicht so modern wie die Landsleute Mercenary, aber ähnlich professionell bieten ILLNATH noch nicht die Abgeklärtheit, die man beim Nacheifern bekannter Schemata braucht, um durchzustarten. Zwischen Synthie-Black und Euro-Melodien reihen sie sich gefällig ein. Ohne Keyboarder gewänne diese Band sicherlich an Profil – so bleiben sie etwas konturlos, aber nett gemacht.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Kenneth Frandsen
Björn Holter, Peter Valk
Peter Valk
Peter Valk, Artur Meinild
Lars Borup
Deathlight/SPV
28:28
2007