Heldenverehrung wieder – doch niemand hat Carcass-Worship so gut drauf wie IMPALED. Mittlerweile hat man auf Basis von beträchtlichem musikalischen Talent aber in Kalifornien so etwas wie Eigenständigkeit innerhalb der Kadaverblase entwickelt. Außerdem: Die Originale wird es nur einen Sommer lang wieder geben...
Der Letzte Atemzug ist tief und blubbert vor pampigen Leads und eitrigen Soli, wenn das Gitarristenduo die Axt schwingt. Melodien und Midtempoparts sind dabei unverzichtbar und werden den Songs auch gestattet. Die Frosch-Vocals in „You Are The Dead“ müssten nach wie vor nicht sein, doch stehen sie insgesamt gesehen in der Minderzahl. „Up The Dose“ walzt wie ein britischer Panzer, „Right To Die“ harmoniert doppelstimmig wie die britische Jungfrau. Hat hier jemand Melodic Death gesagt? – Nein, die skandinavische Ausführung ist es nicht; viel eher jubilieren hier die toten Lerchen ohne Cheesefaktor, aber dennoch die ganze Zeit. Nachvollziehbarkeit und Melodie muss nicht abgedroschen klingen und kann immer noch brutal sein. Herrlich ist dies im Verbund mit zur Schau gestellter Virtuosität – höre das Ende von „Dawn Of The Dread“.
Sind wir gerade bei den Songtiteln, so muss man einmal mehr die Detailverliebtheit der ernsthafte Musiker gewordenen Fans ansprechen. Die Solos tragen im Booklet alle Namen, die Texte stellen selten gesehenes Pathologenenglisch zur Schau und sind ganz nebenher unterschwellig humorvoll (so man auf Gematsche kann); schließlich regt das Artwork wieder den Verdauungstrakt an, rückwärts zu funktionieren. Es bleibt demnach alles beim Alten, bloß mit Qualitätszuwachs hinsichtlich der Hitausbeute.
FAZIT: Death-mit-Grindkante-Album des Jahres? – Vielleicht. Sicher ist jedoch das angenehme Gefühl, das man bei IMPALEDs Tributunterfangen hat. Die Stücke haben in ihrem klar abgesteckten Bereich dennoch mehr Tiefe als die des Großteils der vermeintlichen Todeselite, und authentischer als krampfhafte Böseblickewerfer sind die Amis gerade mit ihrem Augenzwinkern, das gänzlich frei von despektierlicher Ironie ist.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Ross Sewage
Sean MacGrath, Jason Kocol, Ross Sewage
Sean MacGrath, Jason Kocol
Raul Varela
Candlelight/Soulfood
38:45
2007