Den kleinen Unterschied, den der Bandname macht, kann man auch auf die Musik übertragen: zwischen Intensität und Unsensibilität ist der Grat ein schmaler, wenn man sich wie viele Nordeuropäer dem apokalyptische Visionen hervorrufenden Extremsound verschrieben hat, der gleichsam im Hardcore wie Death Metal verwachsen ist und in allerlei angrenzenden Genres wildert, um maximale Wirkung zu erzielen.
Betonmischer Daniel Bergstrand weist den Weg: Modern Metal, allerdings ohne spacige Elemente in Form von Elektronik oder Synthies. INSENSE sind eher straßenmäßig trocken, was sie aber nicht am Errichten breite Soundwände hindert. Meshuggah sind rhythmischer Bezugspunkt ebenso wie Pantera, was auch für manchen Gesangspart gilt. In derartiger Konsequenz an Erstgenannten orientiert, leidet die Band ebenfalls manchmal an sich totlaufendem Riffschieben ins Nirgendwo – immer schön rhythmisch vertrackt, aber doch eintönig. Glücklicherweise dehnen sie diese Parts nicht in die Länge wie ihre Vorbilder, zumal sie auch Melodien und vor allem unterschwellige Harmonien zu bieten haben, welche sie immer wieder in die Gefilde von epischem Post-Zeug wie Cult Of Luna drücken – gleichwohl ohne deren Langatmigkeit und übertriebener Melancholie.
Die Vocals bieten in der Regel einen Wechsel aus Hardcore-Shouting, heiserem Death und Klargesang, der immer etwas schräg daherkommt und deshalb gar nicht erst Zuckercore-Assoziationen zulässt. Zudem klingt Tommy Hjelm immer ehrlich angepisst, beziehungsweise traurig, aber nicht weinerlich. Instrumental gibt man sich abseits der genannten Verweise abwechslungsreich zwischen stampfend und fragil; rasend thrashig, doch selten blastend; mal dissonant, mal gelöst. Das Album folgt leider keiner besonderen Spannungskurve, wird aber ungewöhnlicherweise gegen Ende hin besser. Eine früher Eckpfeiler für INSENSEs Qualitäten ist das lautstärkendynamische „Deeper Nail“; insbesondere aber später das Doppel „The Worst Is Yet To Come“ und „175.000“ ist hörenswert, weil sehr energisch. Die letzten drei Stücke bieten dann auch das, was man vorher nicht durchgängig garantiert hat und bei so ausgerichteten Gruppen oft vermisst. Es sind keine puren Tracks, sondern erkennbare Lieder mit wiederkehrenden Motiven und Hooks in gut gemachten Refrains. Der Abschluss mit dem gewitzten Titel „Time Wounds All Heals“ ist sogar der am wenigsten verbreakte Song und trotz seiner Länge von sechs Minuten fast ein kleiner Hit.
FAZIT: Extremes, Verspieltes, Bruchstückhaftes mit allen implizierten Tücken und Vorzügen. Intensiv wie Neurosis, unwirsch wie bollernder Hardcore, aber glücklicherweise kaum so chaotisch wie al die Wirrköpfe, die Dillinger Escape Plan nacheifern. INSENSE verstehen Musik als solche, sollten sich aber noch mehr von den Vorbildern lösen. Schon jetzt erzielen sie eine beeindruckende Wirkung, die jedoch nicht allein auf ihrem Mist gewachsen ist.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2008
Ola S. Haina
Tommy Hjelm, Martin Rygge, Ola S. Haina
Tommy Hjelm, Martin Rygge
Truls Haugen
Black Balloon
47:12
2007