LANA LANEs Nachfolger der vielbeachteten "Lady Macbeth" ist ein leicht zu hörendes und in seiner Gesamtheit wenig anspruchsvolles Hard Rock Album geworden. Es wirkt dennoch kompakt und in sich stimmig. Die Scheibe hat einiges an stilistischer Bandbreite zu bieten, kann aber diesbezüglich mit dem Vorgänger nicht mithalten. Der Schwerpunkt liegt erneut bei den langsamen und balladenhaften Titeln, aber es sind glücklicherweise auch ein paar „flottere“ Stücke vertreten. Der letzte Song der CD ist ein fast achtminütiges Instrumentalstück und die Gesamtspielzeit ist mit über 69 Minuten überdurchschnittlich.
Elf der zwölf Songs wurden von der Frontfrau wie gewohnt mit klarer, kraftvoller und markanter Stimme professionell und überzeugend eingesungenen. Dabei verzichtet sie bei den meist melodiösen Gesangslinien weitgehend auf Experimente und liefert eine konstant gute Leistung ab. Kann sie doch mittlerweile auf über zwölf Jahre Bandgeschichte zurückblicken und dementsprechend einiges an Erfahrung einbringen. Bei einigen ihrer Gesangspassagen werden sogar Erinnerungen an Tony Martin wach.
An dieser Stelle möchte ich gleich den wuchtigen und powervollen Schlagzeugsound von Ernst Van Ee erwähnen. Dieser Sound erinnert mich an den bereits verstorbenen Cozy Powell. Die kraftvolle und markante Spielweise verleiht den Songs eine ganz besondere Note. Allgemein kann man sagen, dass die Musiker der Band durchweg eine solide Arbeit abliefern und auch die Produktion, für die sich Eric Norlander verantwortlich zeigt, überzeugen kann. Die Gitarrensolos von Gitarrist Peer Verschuren sowie auch die von Eric Norlander gespielten Keyboardsolos sind in der Regel sehr songdienlich gehalten und dementsprechend kurz, so dass kreative Soloausflüge eine Seltenheit sind. Meist lehnen sich die Solos direkt an den Gesangsmelodien an und schweifen im weiteren Verlauf nur wenig davon ab. Das Vorgängeralbum hatte hier mehr zu bieten.
Schauen wir uns die Stücke mal etwas genauer an. Können Songs wie „Stepford, USA“, „Save The World“ oder auch der Opener „Into The Fire“ durch ihre Power und Frische noch gut überzeugen, tut sich ein „Capture The Sun“ in dieser Hinsicht schon etwas schwerer. Wäre da nicht die langweilige und abgedroschene Chorpassage, würde der treibende Rhythmus des Stücks und die teils mehrstimmigen Soloeinlagen sicher mehr Freude bereiten. Richtig anstrengend wird es aber mit dem popinspirierten Beitrag “Angels And Magicians”. Der sich darin wiederholende Na-Na-Na-Gesang ist nervenaufreibend und sicher nicht nach jedermanns Geschmack. Genau so wie die beiden Balladen „Lazy Summer Day“ und „The Sheltering Sorrow“, die eher an die siebenundneunzigste Rock-Ballads-CD erinnern als an eine zünftige Hard Rock Scheibe. Für meine Begriffe einfach zu schnulzig. Die mit etwas mehr Power bestückte Ballade „Jessica“ ist zwar auch nicht gerade spannend, kommt aber mit einem Schlagzeugsound daher, dass einem Hören und sehen vergeht! Das ist so ungewöhnlich, dass es schon wieder gut ist.
Deutlich moderner zeigt sich „No Tears Left“. Die Übergänge der dezent gehaltenen Strophen in den rockigen Refrain sind dynamisch und energiegeladen. „Save The World“ besitzt seinen ganz eigenen Charme und gipfelt in tollen Gitarrensolos. Arbeitet sich doch der gemütliche und monotone Rhythmus unermüdlich vom Anfang bis zum Ende des Songs durch. Vor allem dadurch erhält dieses Stück seinen eigenen Charme.
Das Titelstück am Ende der CD bedient sich bewusst der Hauptmelodien der einzelnen Songs des Longplayers und ist ein gelungener Ausflug in die (nun wirklich) allerjüngste Vergangenheit, bei dem man an das zuvor Gehörte noch einmal rein instrumental erinnert wird. Im Prinzip handelt es sich um eine Aneinanderreihung ausgesuchter Songfragmente, die geschickt mit allerhand synthetischen Klängen ergänzt wurden. Hier steht das Keyboard eindeutig im Vordergrund. So eine Art „zusammenfassender Abschluss“, was mir bisher in diesem Kontext noch nicht begegnet ist. Guter Einfall! Es erinnert mich von der Art her ein wenig an die beiden superben Instrumentalalben von MICHAEL SCHENKER vom Anfang dieses Jahrtausends.
FAZIT: Keineswegs mit übertriebenem Symphonic-Ballast oder neoklassischen Klangeskapaden, sondern vielmehr mit bodenständigem und greifbarem Hard Rock versucht sich LANA LANE mit „Red Planet Boulevard“ Gehör zu verschaffen. Die Keyboards sind zwar stets präsent, drängen aber nie unmotiviert in den Vordergrund. Das Tempo der Stücke bewegt sich ausschließlich unterhalb des Mittelfelds. Nicht alle Songs des Albums können überzeugen, jedoch überwiegen die starken Nummern. Die Gesangsleistung von Lana Lane ist stets bemerkenswert und die Melodien besitzen Ohrwurmpotential. Ob man die an BLACK SABBATH oder MICHAEL SCHENKER erinnernden Elemente nun als Bereicherung empfindet oder nicht – auf dem gut produzierten Silberscheibchen mit dem knackigen Schlagzeugsound gibt es nicht nur für die Anhänger der Band etwas zu entdecken.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Eric Norlander
Lana Lane
Peer Verschuren
Eric Norlander
Ernst Van Ee
Frontiers Records
69:02
2007