LITMUS haben mit ihrem Spacerock nicht unbedingt Seltenheitswert, denn zumindest im Untergrund folgen einige Gruppen den Pfaden von Hawkwind, wobei allerdings häufig das Songwriting vergessen wird.
„Planetfall“ dagegen erinnert gleich mit „Destroy The Mothership“ daran, dass man in England auch Hymnen wie „Master Of The Universe“ und „Silver Machine“ geschrieben hat: Virtuos wandert der Bass die Bluesscales hinauf und herab, die Keyboards zischen wie ein defekter Hyperraumantrieb, und über traditionellen Heavy-Rock-Riffs schlingert eine eher angedeutete Stimme. Dennoch: dieser Auftakt ist eingängig, genauso wie das energetische „Tempest“ als kompakter Nachschlag. „Lost Stations“ macht das mitreißende Tripel komplett, stimmt aber in getragenerem Vortrag schon auf die 15 Minuten von „Under The Sign“ ein. Die Viertelstunde drückt zwar kräftig nach vorne, enthält aber einen langen Jam-Mittelteil. Die hookige Akkordfolge wird mit Gegniedel durchgekaut und auf ihrem Höhepunkt in schweren Doom aufgelöst, ehe LITMUS zur Ausgangskonfiguration zurückkehren – ein intensives Stück.
Nach der relaxten Landung mit dem Titeltrack rotzrocken die beiden Anschlussstücke regelrecht, wohingegen „Helios“ bloße Soundspielerei ist, mit der die Konkurrenz ganze Alben ausfüllen würde – akzeptabel in dieser kleinen Dimension. Mit „Expanding Universe“ gibt es ein dräuend-verspieltes Epos zu bestaunen, das erneut ein Plattmacher-Zentrum sein Eigen nennt und den Tastensounds auch einmal anderes gestattet als nur Blubbern und Quietschen. Dass am Schluss bloß wiederaufbereitet wird, was das Album zuvor schon in besserer Form dargestellt hat, liegt in der Natur der maximal ausgereizten Spielzeit.
Somit ist „Planetfall“ ein Spartenalbum, das Genrefans lieben werden. Die Stücke fließen ineinander, bieten aber aufgrund nachvollziehbarer Strukturen vor allem zu Beginn konkrete Songs statt eines einzigen Gewabers im Retro-Stil. Der Rockfaktor ist beträchtlich, die Performance überzeugend: was will man da mehr?
FAZIT: LITMUS spielen Spacerock und nichts sonst, so dass man auch die Tücken ihres Metiers – langatmige Beliebigkeit – zumindest in der zweiten Albumhälfte bis zu einem gewissen Grad in Kauf nehmen muss. Die Zielgruppe wird dies aber auch wollen...Zeit für die nächste Selbstgedrehte, während der Rest sich vorher einen Wolf gebangt hat.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2008
Andy Thompson, Anton, Fiddler, Marek, Martin, Collin Allen
Rise Above/Soulfood
76:33
2007