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Machinery: Degeneration

Stil: Thrash/Power Metal

Cover: Machinery: Degeneration

„Degeneration“ ist zwar das Debut der Schweden MACHINERY, Neulinge sind die Jungs, die auf turbulente 6 Jahre Bandgeschichte zurückblicken können, aber keineswegs. Mit dem letztjährigen, vierten Demorelease konnte man endlich den überfälligen Deal einfahren und unter der Regie von Produzent Sverker Widgren seine erste Full-Length-Scheibe aufnehmen. Stilistisch werden dem Hörer 9 teilweise wirklich tolle Melodic-Thrash-Granaten geboten, die nicht nur einmal stark an die offenbar großen Vorbilder NEVERMORE erinnern (ein Musiker trägt sogar deren Bandlogo als Tattoo auf dem Unterarm), was aber auch nicht weiter tragisch ist, schließlich ist in der NEVERMORE-Schiene sicherlich noch mehr Platz als beispielsweise im sogenannten Italo-Metal. Und ganz abgesehen davon gilt wie immer die alte Regel, dass es bei starken Songs letztlich kein Schwein juckt, wer denn nun schon Jahre zuvor ähnlich klingendes aufnahm!

Dass es MACHINERY an starken Songs nicht fehlt, macht schon der Opener klar. Ein Intro, das ein wenig an frühe METALLICA-Schinken erinnert, was auch am Gitarrensound liegen könnte, den man sich von Hetfield & Co. „ausgeliehen“ hat. Als nächstes kommt der Titeltrack, der zunächst mit modernen Hardcore-Einflüssen überrascht und einen tollen, melodischen Refrain aufweist, bevor der Song in der zweiten Hälfte wieder in komplexeres Thrash-Riffing umschlägt. Das starke Solo beendet den abwechslungsreichen Song. Das erste Highlight der Scheibe. „River Red“ beginnt mit einem fett groovenden Dampfwalzenriff, schlägt dann um in einen hochmelodischen Hitrefrain. Erstmalig sind hier auch Keyboards zu vernehmen die aber angenehm im Hintergrund vor sich hin „akkorden“. In diesem Zusammenhang verwundert es dann doch ein wenig, dass man für den Keyboardjob Fredrik Klingwall gewinnen konnte, der aufgrund seiner Arbeiten für diverse Bands ja kein unbeschriebenes Blatt mehr ist, und auf dieser Scheibe an und für sich ein wenig deplatziert und unterfordert scheint. „Blacker than Pain“ ist dann ein treffender Titel für Song Nr. 4: heftig geht es los, nämlich mit amtlichem Gegrunze, in Abwechslung mit hysterischem Gekeife und cleanem Gesang. Auch die akustischen Momente wissen zu Gefallen, und – wieder mal: – das Solo, wobei ja heutzutage allein schon der Fakt gewürdigt werden sollte, dass eine in Ansätzen modern klingende Band sich überhaupt noch traut, Soli zu spielen... Daher: Daumen hoch! Daraufhin folgt mit „Unholy Demon“ ein echter NEVERMORE-Gedächtnissong. Die fetten Powerthrash-Riffs ergänzen sich perfekt mit dem hier sehr nach Warrel Dane klingenden Leadgesang. Mit harmonischen Backvocals und Growls in Refrain und Outro gelingt es MACHINERY dennoch den Sound der großen Vorbilder wertig anzureichern. „Taste of God“ ist ein weiterer Song der vor allem aufgrund der Vocals eine dreckige Power Metal-Schlagseite aufweist, ansonsten aber eher zu den durchschnittlicheren Tracks des Albums zählt. „Rectifier“ beginnt mit einem Akustikintro und geht dann über in ein sehr nach Göteborg klingendes Melodic-Riff, bevor man sich wieder dem gepflegten teilweise sehr schnellen klassischen „Gethrashe“ mit melodischem Gesang zuwendet. Starker Song mit tollem Solo und Riffgeballer, das einmal mehr an frühe METALLICA erinnert! „Falling through the Grid“ ist dann mit fast acht Minuten der längste Track der Scheibe. Wieder entdeckt der Hörer allerlei Wechselgesangspielereien, die aber allesamt super harmonieren. Ein klasse Refrain, und die grandios eingebauten ruhigeren Passagen runden DAS Highlight des Albums ab. Keine Frage: „Falling through the Grid“ ist bis dato MACHINERYs „This Godless Endeavor“! Was kann da noch kommen? Der Schlusstrack „Satanic Hippie Cannibal“ (toller Titel auch...), der zwar keineswegs schwach ist, an sich nach dem vorausgegangenen Oberhammer aber durchaus verzichtbar gewesen wäre. Das Intro beginnt „originellerweise“ mit Kirchenglocken und akustischer Gitarre, und klingt zunächst ein wenig nach TOOL, bevor nach einer Weile zum Abschluss noch mal fett Gas gegeben wird. Treibende Drums und bombastische Melodien beenden ein starkes Album, das Spaß und Lust auf mehr macht!

FAZIT: MACHINERY klingen auf „Degeneration“ häufiger nach NEVERMORE, manchmal nach METALLICA, hin und wieder auch einfach nach traditionellem Thrash/Power Metal, insgesamt aber durchaus eigenständig und innovativ. Außerdem werden dem Sound der offensichtlichen Vorbilder durchweg genügend eigene Elemente beigefügt, um alle Kopievorwürfe ad absurdum zu führen. Da die Songs eh fett sind (s.o.), dürfte das Album für Fans der genannten Bands ein vertretbarer Kauf sein. Mit einer druckvolleren Produktion und stärkerem melodischen Gesang (die elementarsten Schwächen des Albums), wären evtl. sogar mehr als 10 Punkte drin gewesen. Nächstes Mal!

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008

Tracklist

  1. Salvation for Sale
  2. Degeneration
  3. River red
  4. Blacker than Pain
  5. Unholy Demon
  6. Taste of God
  7. Rectifier
  8. Falling through the Grid
  9. Satanic Hippie Cannibal

Besetzung

  • Bass

    Per Lindström

  • Gesang

    Michel Isberg

  • Gitarre

    Michel Isberg, Markus Isberg

  • Keys

    Fredrik Klingwall

  • Schlagzeug

    Johan Westman

Sonstiges

  • Label

    Last Entertainment

  • Spieldauer

    46:10

  • Erscheinungsdatum

    2007

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