Das Cover ist schon mal sehr verlockend. Nicht nur, weil Rodney Matthews einer der Besten ist, sondern auch, weil das Motiv sofort Gedankensprünge zu "On A Storyteller´s Night" hervorruft, dessen Artwork ebenfalls aus seinem Pinsel stammt. Und wenn Sänger Bob Catley das dreizehnte Studioalbum im Infoblatt auch noch musikalisch in die Nähe dieses Meilensteins rückt, steigt die Erwartungshaltung gleich nochmal ein Stück weit höher.
Gänzlich unangebracht sind diese Vergleiche dann auch tatsächlich nicht, zumindest fällt schnell auf, dass sich die Briten im Vergleich zu den letzten Alben, die wesentlich erdiger und moderner gerockt haben, wieder stärker an der eigenen Vergangenheit orientiert haben. War der Vorgänger "Brand New Morning" im Vergleich beispielsweise fast knarzig und riffbetont, verbreitet das flächendeckende Keyboard gemeinsam mit den differenzierteren Gitarren von Alleinkomponist Tony Clarkin beim neuen Werk atmosphärischen Gefühlsbombast, wie schon lange nicht mehr.
Die Scheibe erscheint dadurch anfangs noch ziemlich unaufdringlich, kann aber schon bald durch seine intensive und nachdenkliche Harmonik um so nachhaltiger beeindrucken. Schon der Opener "When We Were Younger" beginnt mit epischem Piano- und Keyboardmotiv recht zurückhaltend, bis sich der Siebenminüter allein schon durch seinen sehnsüchtigen Refrain immer intensiver im Ohr festsetzt. Ein großartiger Song voller Details und der perfekte Auftakt für die folgende Märchenstunde. Diese setzt sich mit dem eindringlichen Bombastrocker "Eyes Wide Open", dem getragenen "Like Brothers We Stand", dem ambitionierten Anti-Kriegs-Song "Out Of The Shadows" und der wohligen Single "Dragons Are Real" durch weitere gehaltvolle Kompositionen auf anhaltend hohem Niveau fort und serviert gleich mehrere betörende Melodien in Folge.
Dass die Band sich Zeit lässt, um ihre Songs wirken zu lassen, ist auch an deren Länge erkennbar, denn gerade mal zwei davon bleiben knapp unter der Fünf-Minuten-Marke. Durch die nachdenkliche Atmosphäre stand auch Bob Catley lange nicht mehr so im Mittelpunkt, und eingebettet in den warmen und voluminösen Sound wirkt sein charakteristischer Gesang diesmal besonders nachhaltig. Eine Piano-Ballade wie "Inside Your Head" mag bei anderen Bands schmalzig anmuten, kann hier aber alleine durch seine Präsenz die Rockerseele berühren.
In der zweiten Hälfte (die qualitativ insgesamt etwas abfällt) wird es bei "Be Strong" und "Your Lies" dann auch mal etwas kräftiger (zwei Songs in Art der letzten Alben und mit vordergründigen Gitarren), wobei "Thank You For The Day" dazwischen etwas flachbrüstiger als der Rest ausgefallen ist. Auch "Desperate Times" ist Mainstream der eher lockeren Art, bevor das mit symphonischen Streicherparts verzierte "You´ll Never Sleep" das vertonte Gefühlskino ebenso stark ausklingen lässt, wie es begann.
FAZIT: So gefühlvoll und verträumt hat man MAGNUM ewig nicht gehört. Die Songs offenbaren ihr Hitpotenzial diesmal mehr auf emotionale Art, bieten dadurch einen perfekten Kontrast zu den letzten Arbeiten und schlagen gleichzeitig eine Brücke zu den eigenen Klassikern. Wer als alter Anhänger das Comeback bisher versäumt haben sollte, den erwartet hier ein Lockmittel der süßesten Art, sich wieder zu den alten Helden zu bekennen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Al Barrow
Bob Catley
Tony Clarkin
Mark Stanway
Jimmy Copley
Steamhammer/SPV
62:35
2007