Mit der “Mary Celeste” haben sich MANDRAKE einer der berühmtesten Geisterschiffe der Seefahrtsgeschichte angenommen. Das deutsche Quintett kleidet ihr Textkonzept nicht in ein bleiernes Funeral Doom Gewand wie es zuletzt AHAB mit ihrer „Moby Dick“ Interpretation getan haben – MANDRAKE setzen auf Gothic Metal, der beim Opener mit treibenden, erstaunlich harten Riffs und nautisch-atmosphärischen Keyboardflächen den Fuß zum Wippen bringt.
Nach ansprechendem Einstieg sackt „Mary Celeste“ sofort ab – auch wenn der musikalische Gehalt das kenternde Schiff nicht ganz auf den Meeresgrund zu zerren vermag. MANDRAKE fabrizieren leider überwiegend uninspirierte Stangenware, die über gleichförmiges Riffgeschiebe und facettenarmen weiblichen Gesang ohne mitreißende Melodien nicht hinaus kommt. Dass die Damen und Herren durchaus zu Herzen gehende Tonfolgen produzieren können, das zeigen sie mit „Adore“, dass zwar instrumental austauschbar ist, aber eine feine Gesangsmelodie auffährt, die beim fast schon poppigen „Sweet Desolation“ noch klar übertroffen wird, denn Birgit Laus Gesang entfaltet sich hier auf´s Wunderbarste.
Männlicher Gesang darf „Mary Celeste“ natürlich auch nicht fehlen. Dieses anscheinend unverzichtbare Stilmittel bereichert das Album kaum, der Clean-Gesang zeugt jedenfalls nicht von differenzierter Stimmbeherrschung, zum Transport von Emotionen.
Nach einer erschreckenden Vielzahl gleichförmiger Songs, die am Ohr vorbeirauschen wie Spülwasser durch das Abflussrohr, lässt die abschließende Pianoballade aufhorchen – das liegt aber weniger an kompositorischer Brillanz als am ungewohnt zurückhaltenden Klang des Klaviers…
FAZIT: MANDRAKE fabrizieren hier Gothic Metal, der über das wiederholte Abspulen von Altbekanntem kaum hinaus kommt. Instrumentale Differenziertheit erwartet ja (leider) kaum jemand von dieser Stilistik, wohl aber gefühlsechte Gesangsmelodien mit Wiedererkennungswert – bis auf wenige Ausnahmen können MANDRAKE diese Erwartung kaum erfüllen. Positiv bleibt, dass die „Mary Celeste“ die tückischen Kitschklippen konsequent umschifft.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Garvin Bösch
Birgit Lau, Lutz de Putter
Lutz de Putter, Julius Martinek
Jörg Uke
Jörg Uke
Greyfall
59:02
2007