Bassist Marco Mendoza veröffentlicht mit "Live For Tomorrow" sein erstes Soloabum. Hierzu holte er sich einige Bekannte ins Studio, mit denen er im Laufe seiner langen Karriere bei u.a. THIN LIZZY, OZZY OSBOURNE oder WHITESNAKE zusammen spielte, oder es kamen gleich die Protagonisten wie Steve Lukather und Ted Nugent. Diese Gäste steuern allerdings hauptsächlich nur vereinzelte Solos oder die Schlagzeugaufnahmen weniger Tracks bei. Den Hauptanteil seines Debüts dürften wohl Marco Mendoza und Gitarrist/Produzent Richie Kotzen, der ja auch auf seinen eigenen Alben alle Instrumente selbst bedient, erledigt haben.
Das Album bietet meist relativ entspannten Blues Rock, manchmal an Bands wie AEROSMITH erinnernd, in Songs wie "You Got Me" auch mal an AC/DC beim Chill-Out. Marco Mendozas durchaus annehmbare Stimme klingt ab und zu wie ein entschärfter Steven Tyler, einige Male lässt er sogar ähnlich spitze Schreie hören. Auch von Glenn Hughes ist er nicht weit entfernt, mit dem ihn nicht nur das Bass-Spiel verbindet, sondern auch die dezenten Soul- und Funk-Einflüsse. Er legt auf jeden Fall eine Menge Leidenschaft in seinen Gesang, wie auch die anderen Performances echte Spielfreude erkennen lassen.
Leider sind die Kompositionen dagegen einfach zu unspektakulär, kein Song kann wirklich überzeugen. Alles klingt ganz nett und ist jederzeit als Hintegrundberieselung geeignet, ohne zu stören, aber auch ohne aufzufallen. Es gibt keine herausragenden Höhepunkte, nichts lässt wirklich aufhorchen. Es fehlen die starken Melodien und Hooks. Wenig hilfreich ist in diesem Zusammenhang die zwar spielfreudige, aber auch sehr offene Gitarrenperformance von Richie Kotzen, der sich eher durch die Nummern jammt, als dass er mit klar definiertem Riffing für Eingängigkeit sorgen würde.
Am ehesten können noch die Melodic-Rock-Stücke überzeugen, wie etwa das fröhlich rockende "Let The Sun Shine" und das ähnlich positiv klingende Titelstück. Gegen Ende des Albums bietet man mit Tommy Aldridge an den Drums noch zwei energischere Nummern, die wenigstens nicht ganz so entspannt klingen, denen es allerdings auch an echten Refrains mangelt. Zum Abschluss gibt es dann eine Akustikgitarren-Ballade, eigentlich eine sichere Nummer für solch versierte Musiker, aber auch hier fehlt bezeichnenderweise eine starke Melodie.
Ich hätte mir auch ein wenig mehr vom Bass erwartet, Marco Mendoza ist zwar jederzeit gut zu hören, hält sich aber doch ziemlich zurück und spielt fast zu songdienlich. Nur in wenigen Passagen oder Songs wie dem funkigen "In My Face" lässt er mal sein Können aufblitzen.
Die Produktion ist mir persönlich gerade im Gitarrenbereich etwas zu unsauber, fängt aber gut ein gewisses Live- und Jam-Feeling ein.
FAZIT: Bei "Live For Tomorrow" handelt es sich um ein Album, dessen Aufnahme Marco Mendoza und allen Beteiligten hörbar Spaß bereitet hat, welches aber auch nicht wirklich nötig gewesen wäre. Es ist eben nicht jeder tolle Musiker automatisch auch ein überzeugender Songwriter.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.01.2008
Marco Mendoza
Marco Mendoza
Richie Kotzen, Steve Lukather, Ted Nugent, Doug Aldrich
Steve Wiengart
Tommy Aldridge, Brian Tichy
Frontiers Records
49:36
2007