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Mass: Crack Of Dawn

Stil: Hard Rock

Cover: Mass: Crack Of Dawn

Leicht machen es MASS dem Hörer nicht gerade, ihren Sound einzuordnen. Dazu verarbeitet die Band aus Boston zu viele unterschiedliche Einflüsse. Vielleicht nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass das letzte Studioalbum mit ausschließlich neuem Material ("Voices In The Night") 1988 erschien. Fast scheint es, als hätten MASS alles aufgesaugt, was seitdem musikalisch im erweiterten Hard-Rock-Bereich passiert ist. So finden sich beispielsweise verschiedenste Einflüsse aus dem Sleaze Rock, Blues, Southern Rock und Heavy Metal, und es sind auch mal dezente Grunge-Anleihen auszumachen.

Zusammengehalten wird das Ganze durch eine zeitgemäße, druckvolle Produktion, die "Crack Of Dawn" rein klangtechnisch eher Richtung Metal rückt. Passend dazu rifft sich Gitarrist Gene D´Itria aggressiv durch die Songs, und die Rhythmusabteilung unterlegt diese mit kraftvollen Grooves. Musikalisch allerdings verstecken sich hinter dem heftigen Sound eher rockigere Spielarten. Durch diese Kombination erinnern Tracks wie "Crack Of Dawn" oder "Monkey Brain" ein wenig an die Zeit Anfang der Neunziger, als diverse ehemalige "Poser-Bands" wie SKID ROW oder WARRANT ihren Sound metallischer gestalteten. Leider erreicht man aber nur selten deren Energielevel, und auch nicht solche Hitqualitäten.

MASS variieren Stilistik, Härtegrad und Stimmung aber immer wieder: In Songs wie dem Opener "It´s You" oder der Ballade "Someday" klingt man eher nach harmlosem Achtziger-Hard-Rock, um dann in "Empty Soul" mit düsteren Riffs Erinnerungen an härtere Grunge-Acts aus den Neunzigern wie ALICE IN CHAINS zu wecken. Dagegen könnte das bluesige und zahnlose "Hello" auch fast von einer Country-Gruppe stammen. "Magic Train" tönt anschließend mit schweren Riffs wieder ungleich heftiger, geht aber mit deutlichen Southern-Rock-Einflüssen und permanentem, etwas nervigem Bluesharp-Einsatz in eine ähnliche Richtung.

Wie auch bei einigen Gitarrenriffs der anderen Songs, muss man bei "Monkey Brain" und "Sweet Lady Jane" unweigerlich an LENNY KRAVITZ denken, als hätte dieser den Metal für sich entdeckt. Mit "Seven Days" ist man wieder zurück im Southern Rock, und auch die Bluesharp ist wieder da, wird aber diesmal zum Glück etwas sparsamer eingesetzt. Der Song plätschert aber leider, genauso wie der folgende, langweilige Rocker "Castle", einfach am Hörer vorbei.

Dafür folgt anschließend mit "Leaving You" ein echtes Highlight: Der atmosphärische Track steigert sich in den Strophen immer wieder langsam, um dann in einem mitreißenden Refrain mit schönen Gesangsharmonien zu explodieren. Hier klingt man auch mal endlich etwas eigenständiger und schafft es, die verschiedenen Einflüsse zu etwas Neuem zu verbinden. Zum Abschluss erinnert "Who Am I" dann wieder an diverse Neunziger-Grunge-Bands, weiß aber mit seinem treibenden Riff in den Strophen zu gefallen. Leider fehlt, wie so oft auf "Crack Of Dawn", ein echter Refrain, es ist kein wirklicher Höhepunkt auszumachen.

Die Produktion und die Performances der Musiker gehen in Ordnung, Sänger Louis D´Augusta müht sich auch redlich, den verschiedenen Stimmungen gerecht zu werden. Er bleibt jedoch in erster Linie ein melodischer Hard-Rock-Sänger. Für meinen Geschmack würde zu diesem Album aber ein Sänger wie Zakk Wylde besser passen, mit einer bluesgetränkten, rotzigen Stimme, die auch authentischer das entsprechende Feeling transportiert. So wirkt manches etwas zu aufgesetzt.

Man sieht schon an den vielen hier genannten Vergleichen, was das Problem ist: Die Band kann sich nicht so recht entscheiden, in welche Richtung es gehen soll, bzw. möchte sich alle Wege offen halten. Viele einzelne Parts, Riffs und Gesangsmelodien, oder sogar mal Textstellen, kommen einem dabei irgendwie bekannt vor. Allerdings schaffen es MASS trotzdem nicht, dadurch besonders eingängig zu klingen. Es fehlen die durchschlagenden Hits und wirklich großen Hooks und Melodien.

FAZIT: MASS bieten mit "Crack Of Dawn" zeitgemäß und angenehm druckvoll produzierten Hard Rock, der zwischen zu vielen Stühlen sitzt. Trotz guter Leistungen wirkt man dadurch oft noch etwas nichtssagend und gesichtslos. Einziges beständiges Merkmal: Man klingt zu jeder Zeit amerikanisch. Für meinen Geschmack kann sich die Band immer dann am besten in Szene setzen, wenn sie atmosphärischer und dynamischer vorgeht, wie bei "Empty Soul" und "Leaving You". Man sollte beim nächsten Mal vielleicht verstärkt in diese Richtung arbeiten und so das eigene Profil schärfen.

Punkte: 7/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008

Tracklist

  1. It´s You
  2. Crack Of Dawn
  3. Someday
  4. Empty Soul
  5. Hello
  6. Magic Train
  7. Monkey Brain
  8. Sweet Lady Jane
  9. Seven Days
  10. Castle
  11. Leaving You
  12. Who Am I

Besetzung

  • Bass

    Lou Spagnola

  • Gesang

    Louis D´Augusta

  • Gitarre

    Gene D´Itria

  • Schlagzeug

    Joey Vadala

Sonstiges

  • Label

    Escape Music

  • Spieldauer

    50:56

  • Erscheinungsdatum

    2007

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