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Masterplan: MK II

Stil: Melodic Metal/Melodic Hardrock

Cover: Masterplan: MK II

Die Befürchtung, dass die Relevanz einer der größten Senkrechtstarter der letzten Jahre im Melodic-Sektor mit dem Ausscheiden von Sänger Jorn Lande gänzlich dahin sein könnte, war mit der Benennung seines Nachfolgers zumindest bei mir schnell wieder ausgeräumt. Gleichzeitig war ich über die im Anschluss vielfach von Fans zu vernehmenden Äußerungen in der Art "Mike DeMio? Nie gehört. Kann der was?" relativ verwundert, war mir der mittlerweile offensichtlich geringe Bekanntheitsgrad dessen bisheriger Truppe RIOT scheinbar nicht richtig bewusst. Dies ist nicht nur unverständlich, weil die New Yorker allein mit DiMeo über Jahre hinweg diverse Hochkaräter abgeliefert haben, sondern auch, da die Band durch die Verlagerung bzw. Erweiterung ihres ursprünglichen Sounds eigentlich schon lange eine ähnliche Zielgruppe anspricht wie die viel später gestarteten MASTERPLAN. Da gilt es für die jetzt erst aufmerksam gewordenen Musikfreunde schnellstens die Vergangenheit des Sängers aufzubereiten (Leute, es lohnt sich. Fangt bei "Inishmore" an!), während einem als langjähriger RIOT-Anhänger nur die Hoffnung bleibt, dass auch Mark Reale mit seiner Band alsbald einen würdigen Ersatz dingfest machen können (die Namen Mike Tirelli von MESSIAH´S KISS und HOLY MOTHER, sowie Ex-Fronter Tony Moore scheinen diesbezüglich recht hoch im Kurs zu stehen).

Nachdem die Sängerfrage unerwartet schnell und vielversprechend geklärt werden konnte, kamen die wesentlich größeren Zweifel daher eigentlich erst durch den Ausstieg von Schlagzeuger Uli Kusch auf, schließlich war dieser als Gründungsmitglied und Songschreiber eine treibende Kraft bei MASTERPLAN. Dass man mit Mike Terrana einen anerkannten Meister seines Faches für die vakante Schießbude verpflichten konnte, versprach schließlich noch lange nicht, dass auch das neue Songmaterial den Standard der beiden Vorgänger würde halten können.

Mit der Hauptverantwortung auf den Schultern des ehemaligen HELLOWEEN-Gitarristen Roland Grapow hat es der Fünfer aber tatsächlich geschafft, das in unruhige See geratene Prunkschiff auf Erfolgskurs zu halten. Nicht nur, dass Mike DiMeo die großen Fußstapfen von Jorn Lande problemlos zu füllen vermag - seine Stimme weist ein ähnliches Timbre wie sein Vorgänger auf und passt perfekt zum voluminösen Stil der Band - es finden sich auch einige Harmonie-Perlen genau derart auf "MK II", mit der die Band die Szene in den letzten Jahren aufwirbeln konnte.

Auch wenn das Gesamtwerk diesmal vielleicht etwas länger braucht, um sich festzusetzen und einige Tracks eine eher unterschwellige Eingängikeit aufweisen, hat mit "Keeps Me Burning", der Singleauskopplung "Lost And Gone" oder dem groovigen "Call The Gipsy" erneut Ohrwurmkost der Sonderklasse das Studio verlassen. Ein Song wie "I´m Gonna Win" ist hingegen fast schon zu butterweich ausgefallen.
Als Kontrast dazu finden sich mit "Warriors Cry", dem gitarrenlastigen "Watching The World" und der neuen Speedhymne "Masterplan", bei der neben dem fetten Riffgewitter auch Mike Terrana ordentlich die szenebekannten Muskeln spielen lässt, aber auch einige rasante Songs in bester Symphonic Metal-Manier auf dem Album. Wenn ich die Diskrepanz richtig verstanden habe, war es wohl diese Art von Tempoverschärfung, die Jorn Lande nicht bereit war, mitzugehen.

Das Debüt bleibt erwartungsgemäß unerreicht, dafür haben doch ein paar im Verhältnis zwar gute, aber nicht zwingende Songs ihren Weg auf "MK II" gefunden. Allerdings wäre dies auch der alten Mannschaft kaum gelungen, und mit derer letzten gemeinsamen Arbeit „Aeronautics“ kann das neue Album locker mithalten. Bleibt nur noch zu hoffen, dass die meisten hier vertretenen Hits nicht bereits vor dem Split ausgearbeitet waren, denn dann steht dem neuen Team die wirkliche Bewährungsprobe vielleicht erst noch bevor.

FAZIT: Die MASTERPLAN der zweiten Generation können trotz Verlust der vermeintlichen Starspieler die Klasse halten und legen einen fließenden Übergang in die neue Ära hin. Nicht nur gut, sondern auch wesentlich besser, als zu erwarten war.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008

Tracklist

  1. Phoenix Rising
  2. Warriors Cry
  3. Lost And Gone
  4. Keeps Me Burning
  5. Take Me Over
  6. I´m Gonna Win
  7. Watching The World
  8. Call The Gipsy
  9. Trust In You
  10. Masterplan
  11. Enemy
  12. Heart Of Darkness

Besetzung

  • Bass

    Jan S. Eckert

  • Gesang

    Mike DiMeo

  • Gitarre

    Roland Grapow

  • Keys

    Axel Mackenrott

  • Schlagzeug

    Mike Terrana

Sonstiges

  • Label

    AFM Records

  • Spieldauer

    52:24

  • Erscheinungsdatum

    2007

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